Immigration Thailand: Touristen unter Generalverdacht

Immigration Thailand: Touristen unter Generalverdacht
Gemini AI

Sehr geehrte Redaktion, liebe Leserinnen und Leser,

ich wende mich heute mit einer Geschichte an Sie, die sicherlich viele Thailand-Liebhaber nachdenklich stimmen wird. Es geht um das fragile Verhältnis zwischen dem touristischen Willkommensgruß, den das „Land des Lächelns“ so gerne weltweit vermarktet, und der harten, oft undurchsichtigen Realität an den Schaltern der Einwanderungsbehörde.

Nach einer weiteren, zutiefst merkwürdigen Erfahrung beim Versuch, meinen Urlaub in Thailand zu verbringen, ist es mir ein Bedürfnis, diese Erlebnisse detailliert zu schildern und zur Diskussion zu stellen. Was mir widerfahren ist, wirkt wie ein schleichender Prozess der Entfremdung, ausgelöst durch bürokratische Hürden, die weniger dem Schutz des Landes als vielmehr der Verunsicherung von Reisenden zu dienen scheinen.

Alles begann vor etwa einem Jahr. Zu diesem Zeitpunkt war ich, wie so viele andere auch, der Meinung, dass eine Einreise nach Thailand als deutscher Staatsbürger reine Formsache sei. Ich plante einen längeren Aufenthalt und nutzte die Möglichkeit der visumfreien Einreise.

Doch bereits bei diesem ersten Versuch wurde die Routine jäh unterbrochen. Anstatt das gewohnte rhythmische Stempeln des Passes zu hören, wurde ich an der Einreisekontrolle angehalten. Was folgte, war eine eingehende, fast misstrauische Untersuchung, die in keinem Verhältnis zu meinem Status als normaler Tourist stand.

Ich musste geschlagene 45 Minuten warten, eine Zeitspanne, in der man unweigerlich beginnt, das eigene Gewissen zu erforschen, selbst wenn man sich keinerlei Vergehen schuldig gemacht hat. Schließlich führte mich ein Beamter zum Büro eines Vorgesetzten.

Dort wurde ich mit Standardfragen konfrontiert, deren Sinnhaftigkeit sich mir nicht ganz erschloss, da die Antworten offensichtlich waren. Warum ich nach Thailand reise, welche Orte ich besuchen möchte und ob ich hier arbeite, waren die zentralen Punkte. Ich verneinte jegliche Arbeitsabsicht wahrheitsgemäß und erklärte meine touristischen Ziele.

Dann verlangte der Vorgesetzte, meine Hotelbuchungsbestätigung zu sehen. Es dauerte quälende zehn bis fünfzehn Minuten, bis ich die digitale Reservierung auf meinem Smartphone gefunden und geöffnet hatte. Doch als ich sie ihm endlich präsentieren wollte, winkte er ab. Er wollte sie gar nicht mehr sehen.

Mit einem knappen „Schon gut, alles in Ordnung, Sie können jetzt gehen“ wurde ich entlassen. Mein Aufenthalt dauerte damals zwei Monate, ohne dass ich eine Visumsverlängerung beantragte, doch das Gefühl der Willkür blieb haften.

Etwa sechs Monate später startete ich meinen zweiten Versuch, wieder unter Nutzung der Visumbefreiung. Die Hoffnung, dass der erste Vorfall ein unglücklicher Einzelfall war, zerschlug sich sofort. Wieder wurde ich an der Kontrolle gestoppt. Dieses Mal war die Situation noch unangenehmer, da man mich separierte und in einen Raum brachte, in dem bereits ein Kambodschaner und ein Burmese warteten, die offensichtlich ebenfalls Probleme hatten.

In diesem Moment wuchs meine Sorge, dass etwas Ernsthaftes gegen mich vorliegen könnte, obwohl ich ein Tourist ohne jegliche Hintergedanken war. Die Wartezeit betrug nun eine ganze Stunde. Die psychologische Wirkung einer solchen Maßnahme darf nicht unterschätzt werden; man fühlt sich kriminalisiert, obwohl man lediglich Geld im Land ausgeben möchte.

Wieder wurde ich zu einem Vorgesetzten geführt. Er fragte nach meinem Hotel. Ich nannte den Namen, und sofort, ohne weitere Prüfung, hieß es: „Okay, Sie können jetzt gehen.“ Ich konnte nicht an mich halten und erzählte ihm, dass mir genau das schon beim letzten Mal passiert sei. Ich fragte direkt, ob etwas nicht stimme oder ob ich bei meinem letzten Besuch zu lange geblieben sei.

Seine Antwort war ausweichend und beruhigend zugleich: „Alles in Ordnung. Nur ein paar allgemeine Fragen.“ Doch die Taten sprachen eine andere Sprache als seine Worte. Aufgrund dieses Gefühls, von den Behörden nicht wirklich willkommen zu sein, entschied ich mich auch dieses Mal gegen eine Verlängerung vor Ort und beschloss, meinen Aufenthalt nicht auszureizen, um zukünftigen Verdachtsmomenten vorzubeugen.

Die wirkliche Überraschung erlebte ich jedoch bei der Ausreise. Wieder wurde ich angehalten, wieder musste ich zu einem Vorgesetzten. Dieser teilte mir dann mündlich mit, dass ich in den nächsten zwei bis drei Monaten nicht nach Thailand zurückkehren dürfe. Es war eine Art inoffizielle Sperre, ein „Soft Ban“, der nirgendwo schriftlich fixiert wurde, aber als klare Warnung im Raum stand.

Drei Monate später, die geforderte Karenzzeit war verstrichen, wagte ich einen dritten Versuch. Der Anlass war harmlos, ein kurzer Shoppingtrip, vielleicht verbunden mit ein paar Tagen Erholung. Um absolut sicherzugehen und den verschärften Regeln Rechnung zu tragen, verließ ich mich diesmal nicht auf die bloße Befreiung, sondern beantragte im Vorfeld ein kostenpflichtiges Touristenvisum.

Dieses wurde mir auch anstandslos genehmigt. Ich ging davon aus, dass mit einem offiziellen Visum im Pass die Einreisehürden beseitigt sein müssten. Ich hatte mich getäuscht. Wie mittlerweile fast erwartet, wurde ich erneut von der Einwanderungsbehörde herausgezogen, durchsucht und zum Vorgesetzten gebracht.

Das folgende Gespräch war an Absurdität kaum zu überbieten und zeigt das ganze Dilemma der aktuellen Einreisepraxis auf. Der Beamte fragte mich nach der geplanten Aufenthaltsdauer. Ich antwortete wahrheitsgemäß, dass ich nicht lange bleiben wolle, nur für besagten Shoppingtrip und ein wenig Urlaub.

Daraufhin sagte der Vorgesetzte mit autoritärer Miene: „Ich gebe Ihnen zehn Tage.“ Ich bedankte mich höflich, wollte aber Klarheit für die Zukunft. Auf meine Frage, ob es weiterhin Probleme geben würde oder wann ich das nächste Mal einreisen dürfe, wurde mir der Mund verboten. „Sagen Sie nichts mehr, Sie können jetzt gehen“, war die harsche Anweisung.

Als ich den Schalterbereich verließ und meinen Pass kontrollierte, traute ich meinen Augen kaum. Der Vorgesetzte hatte meinen Pass mit einem regulären Stempel für ein zweimonatiges Touristenvisum versehen. Hier stehe ich nun vor einem Rätsel, das exemplarisch für die Verunsicherung vieler Reisender ist: Was gilt nun?

Das gesprochene Wort des Beamten, der mir eine Frist von zehn Tagen setzte, oder der offizielle Stempel, der mir 60 Tage gewährt? Rechtlich gesehen ist der Stempel bindend, doch in einem System, das so stark auf dem Ermessensspielraum des einzelnen Beamten basiert, schwingt die Angst mit, bei einer Ausreise nach beispielsweise 14 Tagen – was immer noch weit unter den gestempelten 60 Tagen, aber über den mündlich diktierten zehn Tagen läge – Probleme zu bekommen.

Ich befinde mich nun in einer Situation völliger Unsicherheit. Ich möchte gar keine 60 Tage bleiben, aber zwölf bis 14 Tage wären für meine Pläne ideal. Doch darf ich das riskieren? Ignoriere ich die mündliche Anweisung, riskiere ich vielleicht einen Eintrag im System wegen Missachtung einer Anordnung.

Halte ich mich an die zehn Tage, verkürze ich meinen Urlaub unnötig, obwohl ich ein gültiges Visum und einen gültigen Stempel habe. Diese Diskrepanz zwischen offiziellen Dokumenten und willkürlichen mündlichen Einschränkungen ist Gift für jeden entspannten Tourismus.

Zusammenfassend lassen sich meine Erfahrungen nur als zutiefst merkwürdig und beunruhigend beschreiben. Es ist dieses ständige Gefühl, dass etwas im Hintergrund abläuft, ein Vermerk in einer Datenbank, ein Algorithmus oder eine persönliche Abneigung, über die man nicht aufgeklärt wird.

Die Behörden verweigern mir zwar nicht direkt die Einreise, aber sie machen den Prozess so unangenehm und undurchsichtig wie möglich. Sie wollen mir nichts dazu sagen, lassen mich im Unklaren und erzeugen so eine Atmosphäre der Angst. Das hinterlässt einen bitteren Beigeschmack, der weit über das normale Maß an bürokratischem Aufwand hinausgeht.

So möchte kein Tourist in einem Land empfangen werden, in dem er sein Geld ausgeben und die Kultur genießen möchte. Es scheint, als ob die rechte Hand (das Tourismusministerium) händeringend um Besucher wirbt, während die linke Hand (die Einwanderungsbehörde) alles tut, um diese wieder zu vergraulen.

Für mich ist es nun Zeit für meinen kurzen Shoppingtrip, doch die Unbeschwertheit ist verloren gegangen. Ich werde die Tage zählen, immer mit dem Blick auf den Kalender und der bange Frage im Hinterkopf, was mich bei der Ausreise erwartet. Ich teile diese Geschichte, um andere zu warnen und vielleicht eine Diskussion darüber anzustoßen, wie nachhaltig diese Art der „Gastfreundschaft“ wirklich ist.

Mit freundlichen und dennoch besorgten Grüßen,

Ein verunsicherter Thailand-Reisender

Anmerkung der Redaktion:

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10 Kommentare zu „Immigration Thailand: Touristen unter Generalverdacht

  1. Wenn das so weiter geht, sollte die europäische Union mal mit den Behörden von Thailand reden und ihnen klar machen, dass sie solches Verhalten gegenüber EU Bürger nicht akzeptieren werden.

    Ansonsten einfach wie der Trump die Zölle massiv erhöhen, damit sie es begreifen werden, dass man nicht so mit unschuldigen Bürger umgehen kann.

  2. Dieser tourist hätte am besten ein visum eingeholt dann hätte er sicher weniger Probleme gehabt
    Viele glauben einfach sie visumfrei einige male einreise dass geht leider nicht immer

  3. Diese Story klingt leider wenig plausibel beim letzten Aufenthalt.
    Da müsste der Rückflug längst gebucht sein und dann stellt sich die Frage so gar nicht.

  4. der stempel im paß zählt ( wenn es denn kein „gekaufter“ stempel ist ) – nicht was irgendeiner sagt. denn das gesagte hat er ja sowieso am nächsten tag schon wieder vergessen

  5. Wenn einer dreimal nacheinander bei der Einreise rausgeholt wird, dann muss das eine Ursache haben. Es sei denn, der Verfasser hat schlecht geträumt. Zumindest meine Meinung!

  6. ich reise seit 30jahren mindestens 3 mal nach thailand-und immer mit oneway tickets-mir ist noch nie etwas passiert-noch nie nach etwas gefragt worden oder kontrolliert worden-irgendetwas stimmt da doch nicht!!gesichtskontrolle???auftreten-auch schon im flieger?alkohol?einmal aufgefallen ist es im computer vermerkt denke ich mir!

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