Karaoke-Date in Pattaya: Albtraum mit Herz!

Karaoke-Date in Pattaya: Albtraum mit Herz!
KI-generierte Illustration, erstellt von Google Gemini.

Es sollte der perfekte Abend werden. Günther aus Wuppertal, seit drei Jahren Rentner in Thailand, hatte sich wochenlang auf diesen Moment vorbereitet. Eine Nachricht auf Facebook, ein paar nette Worte, und schon war das Date perfekt.

Noi, 42, hatte zugesagt, ihn in ihrer Lieblingsbar zu treffen – einer gemütlichen Karaoke-Bar in Pattaya. Günther hatte sich extra rasiert, sein bestes Hawaii-Hemd angezogen und sogar ein neues Aftershave gekauft. Was konnte schon schiefgehen?

Wie sich herausstellen sollte: so ziemlich alles. Denn was Günther nicht wusste: In Thailand läuft manches anders als in Deutschland – besonders, wenn Karaoke im Spiel ist.

Die Bar, in der alles begann

Die „Lucky Star Karaoke Lounge“ liegt versteckt in einer Seitenstraße von Pattaya, zwischen einem 7-Eleven und einem Massagesalon. Neonlichter in Pink und Blau flackern über dem Eingang, während drinnen thailändische Popmusik aus den Boxen dröhnt.

Die Bar ist klein, aber gemütlich: rote Kunstledersessel, ein paar Tische mit klebrigen Oberflächen und eine kleine Bühne mit zwei Mikrofonen. An diesem Donnerstagabend ist es gut gefüllt – hauptsächlich Einheimische, ein paar andere Expats und eine Gruppe japanischer Touristen.

Die Luft riecht nach Singha-Bier, gebratenem Knoblauch und billigem Parfüm. Günther betritt die Bar um Punkt 20 Uhr, schwitzt bereits durch sein Hawaii-Hemd und sucht nervös nach Noi. Die Atmosphäre ist laut, chaotisch und genau das, was er sich erhofft hatte: authentisch thailändisch.

Der Plan des Ausländers

Günther hatte sich diesen Abend ganz genau ausgemalt. Er würde Noi beeindrucken mit seinem Charme, vielleicht ein oder zwei Lieder singen – er hatte schließlich früher im Gesangsverein in Wuppertal mitgemacht – und dann würde sich alles von selbst ergeben.

Vielleicht ein romantischer Spaziergang am Strand danach? Ein gemeinsames Abendessen? Günther hatte sogar geübt, „Ich liebe dich“ auf Thai zu sagen: „Phom rak khun.“ Er hatte sich auf YouTube Videos angeschaut, wie man sich in Thailand beim ersten Date verhält.

Seine deutschen Freunde hatten ihn gewarnt: „Günther, sei vorsichtig, in diesen Bars läuft nicht alles wie bei uns!“ Aber Günther war sich sicher: Noi war anders. Sie hatten doch so nette Nachrichten ausgetauscht! Sie hatte sogar Herzchen-Emojis geschickt.

Das erste Missverständnis

Günther entdeckt eine Frau in einem roten Kleid an der Bar und ist sich sicher: Das muss Noi sein! Er hatte ihr Profilbild auf Facebook hundertmal angeschaut. Mit einem breiten Lächeln geht er auf sie zu. „Noi? Sawadee krap!“

Die Frau dreht sich um, schaut ihn verwirrt an und antwortet auf Thai etwas, das Günther nicht versteht. Sie lacht, schüttelt den Kopf und zeigt auf eine andere Frau am anderen Ende der Bar. Günther wird rot.

Die richtige Noi sitzt dort – und sieht dem Profilbild überhaupt nicht ähnlich. Sie ist mindestens zehn Jahre älter, trägt ein Jeanshemd und hat ihre Haare zu einem strengen Dutt gebunden. Sie winkt ihm zu und ruft: „Günther! Hier!“ Mit einem verlegenen Lächeln bahnt er sich seinen Weg durch die Bar zu ihr.

Der peinliche Drink

„Was möchtest du trinken?“, fragt Günther auf Englisch, nachdem er sich neben Noi gesetzt hat. Sie antwortet etwas auf Thai, das er nicht versteht. Er nickt einfach und winkt den Barkeeper heran. „Two… äh… Whiskey Soda!“, sagt er selbstbewusst.

Der Barkeeper grinst und nickt. Wenige Minuten später stehen zwei riesige Gläser vor ihnen, gefüllt mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit. Günther nimmt einen großen Schluck – und hustet sofort heftig. Das ist kein Whiskey Soda, das ist purer thailändischer Reisschnaps, Lao Khao, vermischt mit Red Bull!

Seine Augen tränen, sein Gesicht läuft rot an. Noi klopft ihm auf den Rücken und lacht herzlich. „You okay?“ Günther versucht zu lächeln, aber seine Kehle brennt wie Feuer. Als er das Glas abstellen will, rutscht es ihm aus der verschwitzten Hand und kippt direkt über seinen Schoß. Sein Hawaii-Hemd ist jetzt klebrig und riecht nach Alkohol.

Die Karaoke-Vorbereitung

„Du singen?“, fragt Noi und zeigt auf die Bühne. Günther zögert kurz, aber der Alkohol gibt ihm Mut. „Ja, klar! Ich kann singen!“ Er steht auf, sein Hemd klebt am Bauch, aber das ist ihm jetzt egal.

An der Karaoke-Maschine studiert er die Songliste. Die meisten Titel sind auf Thai, einige auf Englisch. Er entscheidet sich für einen Klassiker: „My Way“ von Frank Sinatra. Das kann er auswendig! Oder zumindest glaubt er das.

Während er wartet, bis er an der Reihe ist, wippt er nervös mit dem Fuß. Zwei thailändische Frauen singen gerade einen High-Energy-Pop-Song und die Menge johlt. Günther schluckt. Vielleicht war das doch keine so gute Idee. Aber jetzt gibt es kein Zurück mehr.

Die Bühne ruft

„Next! Farang man!“, ruft der DJ und zeigt auf Günther. Die Bar wird plötzlich still. Alle Augen richten sich auf den schwitzenden Deutschen im klebrigen Hawaii-Hemd. Günther stolpert leicht auf die Bühne und greift nach dem Mikrofon.

„Hello! Sawadee krap!“, ruft er ins Mikrofon. Ein paar Leute klatschen höflich. Noi sitzt an der Bar und filmt mit ihrem Handy. Günther lächelt unsicher. Die Musik beginnt – viel zu laut.

Er versucht, den ersten Ton zu treffen, aber seine Stimme klingt heiser und zittrig. „And now… the end is near…“ Die Worte auf dem Bildschirm laufen viel schneller, als er dachte. Er kommt nicht mehr mit und beginnt zu stammeln.

Die Zuschauer lachen heimlich

In der ersten Reihe sitzen drei ältere Thai-Männer, die sich gegenseitig anstupsen und kichern. Eine Frau am Nebentisch hält sich die Hand vor den Mund, um ihr Lachen zu verbergen. Selbst die japanischen Touristen ziehen ihre Handys raus und filmen.

Günther merkt, dass etwas nicht stimmt, aber er singt weiter. Sein Timing ist völlig daneben, er trifft kaum einen Ton richtig. Der Text auf dem Bildschirm scrollt gnadenlos weiter, während er immer weiter zurückfällt.

Noi sitzt an der Bar und schüttelt grinsend den Kopf. Sie sagt etwas zu einer Freundin neben ihr, beide brechen in Gelächter aus. Günther schwitzt noch mehr. Seine Stimme wird immer leiser, unsicherer.

Ein Missgeschick auf der Bühne

Als Günther versucht, dramatisch die Hand auszustrecken – so wie er es bei Frank Sinatra gesehen hat – verheddert sich sein Fuß im Mikrofonkabel. Er stolpert nach vorne, fängt sich gerade noch, aber das Mikrofon fliegt ihm aus der Hand.

Es fällt krachend zu Boden, ein lautes Feedback-Geräusch kreischt durch die Lautsprecher. Die Menge zuckt zusammen. Der DJ springt auf und schaltet schnell das Mikrofon aus. Günther steht beschämt auf der Bühne, sein Hemd verrutscht, sein Gesicht knallrot.

„Sorry! Sorry!“, ruft er und versucht, das Kabel zu entwirren. Aber je mehr er zieht, desto schlimmer wird es. Ein Barkeeper eilt zur Hilfe. Die ganze Bar lacht jetzt offen. Günther möchte am liebsten im Boden versinken.

Das Date reagiert

Noi steht von ihrem Barhocker auf und geht langsam zur Bühne. Günther erwartet, dass sie ihm hilft – oder ihn zumindest tröstet. Stattdessen nimmt sie das zweite Mikrofon und sagt etwas auf Thai ins Publikum. Die Leute johlen und klatschen.

Sie beginnt zu singen – denselben Song, „My Way“ – aber diesmal auf Thai. Ihre Stimme ist laut, klar und absolut selbstbewusst. Die Menge jubelt. Günther steht daneben wie ein begossener Pudel.

Als das Lied zu Ende ist, dreht Noi sich zu ihm um und sagt grinsend auf Englisch: „You… not so good singer!“ Sie lacht, klopft ihm auf die Schulter und geht zurück zur Bar. Günther steht allein auf der Bühne, gedemütigt, aber irgendwie auch fasziniert.

Der Ausländer versucht zu retten, was geht

Günther klettert von der Bühne und folgt Noi zurück zur Bar. „Das… das war nur Aufregung!“, versucht er sich zu rechtfertigen. „Normalerweise singe ich viel besser! Wirklich!“ Noi lacht nur und bestellt zwei weitere Drinks.

„Du lustig!“, sagt sie und stößt mit ihm an. Günther weiß nicht, ob das ein Kompliment ist. Er versucht, das Gespräch auf etwas Romantischeres zu lenken. „Noi, du bist wirklich hübsch“, sagt er und legt vorsichtig seine Hand auf ihre.

Sie zieht ihre Hand weg und zeigt auf einen Mann, der gerade die Bar betritt. „Das mein Freund!“, sagt sie fröhlich. Günthers Kinnlade klappt runter. Freund? Sie hat einen Freund? „Aber… aber du hast doch gesagt, wir treffen uns alleine?“, stammelt er verwirrt.

Die Barbesitzer mischen sich ein

Der Barbesitzer, ein älterer Thai-Mann mit Goldkette, kommt auf Günther zu. „You pay lady drink?“, fragt er freundlich aber bestimmt. Günther versteht nicht ganz. „Lady drink? Ich habe doch schon zwei Whiskey bestellt!“

Der Barbesitzer lächelt geduldig. „No, no. Lady drink. You pay for lady. 300 Baht.“ Günther wird langsam klar, dass hier etwas ganz anderes läuft, als er gedacht hatte. Das war kein romantisches Date. Das war ein Business-Treffen.

„You want lady sing with you? Maybe dance?“, fragt der Besitzer weiter und zwinkert. Günther schüttelt verwirrt den Kopf. „Nein, danke. Ich… ich glaube, ich gehe jetzt besser.“ Der Besitzer nickt verständnisvoll und reicht ihm die Rechnung. 2.400 Baht. Günther schluckt.

Weitere Gäste lachen oder helfen

Ein deutscher Expat am Nebentisch lehnt sich zu Günther rüber. „Erster Tag in Pattaya?“, fragt er grinsend. Günther nickt beschämt. „Mann, das sieht man. Die Nois hier arbeiten alle in der Bar. Das sind keine Dates, das ist Business!“

Der Expat, Rüdiger heißt er, erzählt ihm, dass die meisten Frauen in solchen Karaoke-Bars Geld verdienen, indem sie mit den Gästen trinken, singen und unterhalten. „Du musst für jeden Drink zahlen, den sie bestellt. Und die sind nicht billig.“

Eine ältere Thai-Frau am Tresen ruft Günther auf Thai etwas zu, was wie „Mai pen rai!“ klingt – macht nichts. Sie lacht gutmütig und hebt ihr Glas in seine Richtung. Irgendwie fühlt sich Günther trotz allem willkommen. Zumindest haben alle Spaß – auch wenn es auf seine Kosten ist.

Die peinliche Auflösung

Günther zahlt die Rechnung, verabschiedet sich höflich von Noi – die inzwischen mit ihrem „Freund“ am anderen Ende der Bar sitzt – und macht sich auf den Weg nach draußen. Die kühle Nachtluft trifft sein verschwitztes Gesicht wie eine Erlösung.

Draußen auf der Straße holt er tief Luft. Sein Hawaii-Hemd klebt immer noch, sein Ego ist ramponiert, aber irgendwie muss er lachen. Was für ein Abend! Er zieht sein Handy raus und schreibt seinen Freunden in der WhatsApp-Gruppe: „Karaoke war… interessant.“

Als er die Straße entlanggeht, hört er hinter sich noch das Gelächter und die Musik aus der Bar. Irgendwo da drinnen singt jemand „My Way“ – diesmal wahrscheinlich besser als er. Günther schüttelt den Kopf und grinst. Thailand ist definitiv anders als Wuppertal.

Der Ausländer zieht seine Lehre

Am nächsten Morgen sitzt Günther in seinem Stammcafé und trinkt einen starken Kaffee. Sein Kopf brummt leicht – nicht nur vom Lao Khao, sondern auch von der Erkenntnis, wie naiv er gewesen ist. „Ich dachte wirklich, das wäre ein echtes Date“, murmelt er vor sich hin.

Rüdiger, den er am Vorabend kennengelernt hatte, setzt sich zu ihm. „Jetzt weißt du’s“, sagt er grinsend. „In diesen Bars läuft alles übers Geschäft. Wenn du wirklich jemanden kennenlernen willst, geh woanders hin. Zum Beispiel in einen Sprachkurs oder zu Expat-Treffen.“

Günther nickt nachdenklich. Die Lektion war teuer – sowohl finanziell als auch für sein Ego – aber lehrreich. „Und beim nächsten Mal“, sagt er mit einem schiefen Lächeln, „suche ich mir ein Lied aus, das ich auch wirklich kann. Vielleicht ‚Country Roads‘.“

Nachspiel des Abends

Die nächsten Tage wird Günther in seiner Expat-Community zur Legende. Jemand hat ein Video von seinem Karaoke-Auftritt auf Facebook gepostet – natürlich ohne sein Wissen. Es hat bereits über 200 Likes und unzählige lachende Kommentare. „Günther, du bist ein Star!“, schreibt einer.

Seine Freunde aus Deutschland rufen an und machen sich lustig über ihn. „Günther, wir haben das Video gesehen! Du bist berühmt!“ Er nimmt es mit Humor. Irgendwann kann man ja auch über sich selbst lachen.

Am Ende ist Günther aber auch froh über das Erlebnis. Es hat ihm die Augen geöffnet – nicht nur über das Nachtleben in Thailand, sondern auch über sich selbst. Er ist mutiger geworden, offener für neue Erfahrungen. Und wer weiß, vielleicht versucht er sich beim nächsten Karaoke-Abend wirklich an „Country Roads“. Aber diesmal – ganz sicher – in einer anderen Bar.

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