Champagner statt Chang – wer soll das schlürfen?

Werbeanzeige

Lieber thailändischer Tourismusminister,

ich weiß, es klingt gut: High Value, Low Impact. Nur noch Luxustouristen! Nur noch Jetsetter mit Designerbadehose, die ihre Kreditkarten glühen lassen wie ein Grill auf Ko Samet. Keine lauten Horden mehr mit Sandalen und Sonnenbrand, keine Bierbauch-Buddhas am Streetfood-Stand.

Aber seien wir ehrlich: Wenn die Pauschal-Franzosen, die Bratwurst-Deutschen und die sonnenhungrigen Skandinavier ausbleiben – dann stehen Ihre Fünf-Sterne-Resorts leerer als ein Tempel nach Mitternacht. Dann tanzen in Bangkoks Rooftop-Bars nur noch Influencer mit Drohnen – aber keiner zahlt die Rechnung.

Ich sehe sie schon, die Zukunft Thailands ohne die „Standard-Touristen“:
Der Tuk-Tuk-Fahrer starrt auf sein Handy. Kein Fahrgast. Kein Hupe. Nur Stille.
Die Strandverkäuferin von Ao Nang murmelt wehmütig: „Früher wollten sie Sarong, heute nur noch Selfie.“
Der Massagesalon in Pattaya? Er wartet. Auf Jeff Bezos. Oder wenigstens auf seinen Chauffeur.

Ja, vielleicht ist der Rucksacktourist nicht „high value“. Vielleicht zahlt er nicht 8000 Baht für ein Avocado-Benedict mit Blick aufs Meer. Aber er kommt wieder. Er liebt Thailand. Er schwitzt, flucht, lacht – und er isst Pad Thai an der Plastiktischplatte. Er ist kein Investor, er ist ein Fan.

Thailand ohne europäische Normalos ist wie ein Papayasalat ohne Chili: hübsch, aber langweilig.
Nur noch Luxus? Dann wird Thailand ein Themenpark für Superreiche, aber kein Land mehr zum Verlieben.

Und wissen Sie, was passiert, wenn der letzte Rentner aus Hannover nicht mehr kommt, weil ihm das „High-End-Thailand“ zu teuer wird? Dann stehen Ihre schicken Villen da wie die Hotelruinen von Khao Lak: leer, verlassen, voller Geister der verlorenen Einnahmen.

Hochachtungsvoll
Ihr
Killian Borchert

Newsletter abonnieren

Newsletter auswählen:
Abonnieren Sie den täglichen Newsletter des Wochenblitz und erhalten Sie jeden Tag aktuelle Nachrichten und exklusive Inhalte direkt in Ihr Postfach.

Wir schützen Ihre Daten gemäß DSGVO. Erfahren Sie mehr in unserer Datenschutzerklärung.
Werbeanzeige

2 Kommentare zu „Champagner statt Chang – wer soll das schlürfen?

    1. Tja im übrigen sind die Rucksacktouristen die Klientel der Zukunft, wenn sie denn Arbeit haben und sich eine gewissen Wohlstand erarbeitet haben. (Eigene Erfahrung)Dies sind die Familienurlauber der Zukunft. Mein Gefühl ist man will diese Leute und Rentner verprellen.
      Kurzsichtiger geht’s nicht mehr.
      Den Wohlhabenden möchte ich sehen der Strände mit den Gestank von Müllhalden, als Highendeurlauber geniesst, von der maroden Infrastruktur und der allgegenwärtigen Abzockerei mal abgei….

Schreibe einen Kommentar zu Helmut Bodnar Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert