Geheim-Luxus für Häftlingselite!

Geheim-Luxus für Häftlingselite!
Gemini AI

BANGKOK, THAILAND – Ein Korruptionsskandal im Bangkoker Untersuchungsgefängnis hat das thailändische Justizsystem unter erheblichen Erklärungsdruck gesetzt und eine schnelle Reaktion der Regierung ausgelöst.

Enthüllungen über Luxus für chinesische Häftlinge

Im Bangkok Remand Prison sollen nach offiziellen Ermittlungen ausgewählte chinesische Häftlinge mit mutmaßlichen Verbindungen zu transnationalen Betrugs- und Geldwäschenetzwerken inoffizielle Sonderbehandlungen erhalten haben. Thailändische Medien berichteten, dass diese Gruppe, in Thailand als „grey Chinese“ bekannt, Zellen mit Klimaanlagen, Kühlschränken, Mikrowellen, Elektronikgeräten und Designerwaren genutzt haben soll.

Die Betroffenen saßen demnach wegen Vorwürfen im Zusammenhang mit Cyberbetrug und organisierter Kriminalität in Untersuchungshaft. Während derartige Extras in einigen westlichen Gefängnissystemen zulässig sind, sind sie in Thailand klar verboten. Der Fall hat die Diskussion über ungleiche Behandlung von Häftlingen und strukturelle Schwächen im Strafvollzug neu entfacht.

Geheime Kammer und verbotene Besuche

Besondere Brisanz erhielt der Fall durch den Fund einer versteckten Räumlichkeit unter einer Treppe der Anstalt, die Ermittler als „Secret Chamber“ beschrieben. Dort sollen zwei aus dem Ausland eingeflogene chinesische Models sexuelle Dienstleistungen für die privilegierten Häftlinge angeboten haben.

Solche „haremartigen“ Arrangements stehen im klaren Widerspruch zu den Regeln des thailändischen Gefängnissystems: Ehebesuche sind untersagt, ebenso nahezu alle zusätzlichen Annehmlichkeiten wie Fernseher oder private Haushaltsgeräte. Der Skandal löste in sozialen Netzwerken und in der politischen Opposition deutliche Kritik an Kontrollen und Aufsicht im Strafvollzug aus.

Gefängnis wird zum Luxus-Hotel
The Pattaya News

Überraschungsrazzia brachte System auf

Ausgelöst wurde die Affäre durch anonyme Beschwerden thailändischer Inhaftierter, die auf ungleiche Behandlung hinwiesen. Daraufhin führte das Department of Corrections am 16. November eine unangekündigte Razzia im Bangkok Remand Prison durch.

Laut einer von thailändischen Medien veröffentlichten Chronologie stießen Ermittler dabei auf Luxusgüter namhafter Marken in Zellen sowie auf Hinweise auf nicht genehmigte Besuche. Bereits am 18. November reagierte das Justizministerium: Permanent Secretary Pongsawat Neelayothin erließ die Ministerial Order 233/2568, mit der Gefängniskommandant Manop Chomchuen und 14 weitere Bedienstete auf Schreibtischposten versetzt wurden. Die betroffenen Häftlinge wurden in andere Einrichtungen verlegt, um Beeinflussung der Ermittlungen zu verhindern.

Premierminister kündigt „Null Toleranz“ an

Premierminister Anutin Charnvirakul zeigte sich bei einer Pressekonferenz in Bangkok sichtlich entschlossen. „Das hätte niemals passieren dürfen“, sagte er Medienberichten zufolge. „Wer verantwortlich ist, muss zur Rechenschaft gezogen werden. Wir warten auf die Ermittlungsakten, aber niemand, der schuldig ist, wird verschont.“

Anutin erklärte, er habe Justizminister Pol. Lt. Gen. Ruttaphon Naowarat angewiesen, die Gefängnisvorschriften mit absoluter Konsequenz durchzusetzen. Jede vorsätzliche Pflichtverletzung werde sofortige rechtliche Schritte nach sich ziehen. Zugleich betonte der Regierungschef, es gebe keinen Grund zur Panik, da der Staat bereits gegen zentrale Akteure der „grey Chinese“-Netzwerke vorgehe.

Gefängnis wird zum Luxus-Hotel
The Pattaya News

„Grey Chinese“ – Schattennetzwerke mit Milliardenumsätzen

Die sogenannten grey Chinese gelten seit Jahren als Problem für Thailands Unterwelt. Die Gruppen kombinieren nach Erkenntnissen der Behörden legale Geschäftsstrukturen mit illegalen Aktivitäten wie Callcenter-Betrug, der Opfer weltweit um hohe Summen bringt.

Diese Syndikate, oft bestehend aus chinesischen Staatsbürgern, sollen lasche Visaregeln und korrupte Beamte ausnutzen, um insbesondere in Touristenhochburgen wie Pattaya und Phuket Fuß zu fassen. Die kriminellen Netzwerke hätten dort Milliardensummen an illegalen Gewinnen angehäuft. Die Regierung unter Anutin, die im September nach einem politischen Umbruch die Macht übernommen hatte, setzte die Ausweisung führender Köpfe sowie Vermögensbeschlagnahmen auf die Agenda. Nach Regierungsangaben wurden in diesem Jahr bereits über ein Dutzend Rädelsführer nach China abgeschoben, Vermögenswerte in dreistelliger Millionenhöhe (Baht) eingefroren und Staatsbürgerschaften entzogen.

Opposition spricht von „grauem Geld im Gefängnis“

Die Enthüllungen stießen bei Oppositionspolitikern und Aktivisten auf scharfe Reaktionen. Dr. Warong Dechgitvigrom, Vorsitzender der Thai Pakdee Party, kritisierte den Fall in sozialen Medien als Symptom dafür, dass „grey money“ nun auch die Gefängnisse infiziere. Er stellte öffentlich die Frage, wie derartige Privilegien über längere Zeit unter mangelhafter Aufsicht bestehen konnten.

Die Aktivistin Ajariya Ruangratanapong, Leiterin des Victims of Crime Assistance Club, wurde in thailändischen Medien mit deutlichen Worten zitiert. Sie bezeichnete das mutmaßliche Einschleusen der Models als „widerlich und empörend“ und kündigte an, Strafanzeigen gegen beteiligte Einwanderungs- und Strafvollzugsbeamte anzustreben. Damit wächst der Druck auf die Behörden, nicht nur einzelne Täter, sondern mögliche Netzwerke der Begünstigung offenzulegen.

Justizminister verspricht Transparenz und Reformen

Justizminister Ruttaphon Naowarat kündigte bei einer Pressekonferenz seines Hauses an, das Gefängnis am Samstag persönlich zu inspizieren. Begleitet wird er von einem Untersuchungsausschuss unter Leitung von Inspector-General Paitoon Mongkolhatti. Die Vernehmungen der versetzten Bediensteten sollten am Montag beginnen, erste Ergebnisse werden in den kommenden Wochen erwartet.

Ruttaphon räumte ein, dass der Fall Vertrauen in das Justizsystem untergrabe. „Das unterminiert das Vertrauen in unser Rechtssystem“, wurde er von Medien zitiert. Man sei zur Transparenz und zu Reformen entschlossen. Damit signalisiert das Justizministerium, dass es über disziplinarische Maßnahmen hinaus auch strukturelle Änderungen prüfen will, um ähnliche Fälle künftig zu verhindern.

Politischer Druck nach früheren Gefängnisdebatten

Der Skandal fällt in eine Phase, in der das Thema Privilegien im Strafvollzug ohnehin stark diskutiert wird. Hintergrund ist unter anderem die Inhaftierung des ehemaligen Premierministers Thaksin Shinawatra im September im selben Gefängnis. Dieser Fall hatte in der Öffentlichkeit bereits Debatten über Sonderbehandlungen prominenter Gefangener ausgelöst.

Die von Anutins Bhumjaithai-Partei geführte Koalition, die nach der Ablösung der Regierung von Paetongtarn Shinawatra im Kontext einer Grenzkrise mit Kambodscha an die Macht gekommen war, steht damit unter besonderem Druck, Glaubwürdigkeit und Rechtsstaatlichkeit zu demonstrieren. Die aktuelle Affäre um vermeintliche „VIP-Gefängnis-Privilegien“ wird nun als wichtiger Test für den angekündigten Kurs gegen Korruption und organisierte Kriminalität gesehen.

Forderungen nach gründlicher Aufarbeitung

In sozialen Netzwerken sowie in der thailändischen Medienlandschaft wurde gefordert, dass es nicht bei Einzelstrafen bleibt, sondern Strukturen offengelegt und korrupte Netzwerke zerschlagen werden. Viele Kommentatoren sehen im Fall ein Beispiel dafür, wie „graue“ Einflüsse den Strafvollzug unterwandern konnten.

Für die Regierung steht damit mehr auf dem Spiel als die Aufklärung eines Einzelfalls. Die angekündigte harte Linie gegen organisierte Kriminalität und Korruption im Staatsdienst wird daran gemessen werden, ob:

• beteiligte Beamte konsequent strafrechtlich verfolgt werden

• illegale Vorteile für Häftlinge systematisch unterbunden werden

• interne Kontrollmechanismen im Gefängnissystem nachhaltig gestärkt werden

Ob die Maßnahmen ausreichen, um das Vertrauen in Thailands Justiz langfristig wieder zu stärken, wird sich erst nach Abschluss der laufenden Ermittlungen zeigen.

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Quelle: The Pattaya News