Österreicher Rentner tappt erneut in Online-Betrugsfalle

Österreicher Rentner tappt erneut in Online-Betrugsfalle
Illustration via OpenAI (2025).

Ein 70-jähriger Österreicher, der in Thailand lebt, ist erneut Opfer von Online-Betrug geworden. Nach einem ersten Vorfall mit einem gefälschten Führerschein-Service fiel er nun auf eine professionell aufgezogene Fake-Krankenversicherung herein. Die vermeintliche Police entpuppte sich erst im Krankenhaus als Betrug – mit teuren Folgen. In einem ausführlichen Leserbrief an unsere Redaktion warnt er nun andere vor ähnlichen Maschen.

Zweimal betrogen: Die Vorgeschichte

Franz H., ein 70-jähriger Pensionist aus Österreich, hat sich mit einem eindringlichen Anliegen an unsere Redaktion gewandt. Der in Thailand lebende Senior möchte seine leidvolle Erfahrung öffentlich machen, um andere vor den gleichen Fehlern zu bewahren. Denn Franz ist innerhalb kurzer Zeit gleich zweimal Opfer von Online-Betrügern in Thailand geworden.

Beim ersten Betrugsfall handelte es sich um einen vermeintlichen Dienstleister zur Verlängerung des thailändischen Führerscheins. Was zunächst wie ein praktischer Service aussah, entpuppte sich als Fake-Angebot. Franz zahlte für die Dienstleistung, erhielt jedoch nie eine Gegenleistung. Das Geld war verloren, der Führerschein blieb unverlängert.

Auf der Suche nach bezahlbarer Krankenversicherung

Doch der zweite Fall wiegt wesentlich schwerer – nicht nur finanziell, sondern auch emotional. Als 70-Jähriger mit gesundheitlichen Vorbelastungen steht Franz vor einem Problem, das viele ältere Auswanderer in Thailand kennen: Eine bezahlbare Krankenversicherung zu finden, ist nahezu unmöglich.

Zahlreiche Versicherungsgesellschaften lehnen Antragsteller in diesem Alter und mit entsprechender Krankengeschichte schlichtweg ab. Andere bieten zwar Policen an, doch die Prämien bewegen sich in Regionen, die für Pensionisten kaum mehr leistbar sind. In dieser verzweifelten Situation begann Franz im Internet nach Alternativen zu suchen.

Die perfekte Falle: Facebook-Werbung als Einstieg

Während seiner Recherche stieß Franz auf Facebook auf eine Anzeige, die genau das versprach, was er suchte: eine thailändische Krankenversicherung zu einem außergewöhnlich günstigen Preis. Die Werbeanzeige wirkte professionell gestaltet und enthielt Links zu einer Website, die optisch hochwertig und vertrauenswürdig erschien.

Alles an dieser Präsenz wirkte offiziell: Das Design, die Formulierungen, die Struktur der Seite – nichts deutete auf den ersten Blick auf Betrug hin. Für Franz, der bereits unter Zeitdruck stand und dringend eine Lösung benötigte, schien dies die ersehnte Chance zu sein.

Professioneller Auftritt über WhatsApp

Nach dem ersten Kontakt über die Facebook-Anzeige wurde die Kommunikation auf WhatsApp verlagert. Dort meldete sich ein vermeintlicher Mitarbeiter der Versicherungsgesellschaft. Der Kontakt verlief von Beginn an höflich, kompetent und überaus professionell.

Der „Mitarbeiter“ beantwortete alle Fragen geduldig, erklärte die Versicherungsbedingungen detailliert und sendete umfangreiche Unterlagen zu. Es gab keine Druckversuche, keine sprachlichen Auffälligkeiten, keine offensichtlichen Warnzeichen. Im Gegenteil: Der gesamte Ablauf wirkte so seriös, wie man es von einer etablierten Versicherung erwarten würde.

Täuschend echte Dokumente

Im Laufe des Prozesses erhielt Franz eine beeindruckende Sammlung an Dokumenten: vollständige PDF-Vertragsunterlagen, eine individuelle Versicherungsnummer, eine personalisierte Versicherungskarte mit Foto, detaillierte Preisaufstellungen und weitere versicherungsrelevante Papiere.

Alle diese Unterlagen waren qualitativ hochwertig erstellt, enthielten keine offensichtlichen Rechtschreib- oder Formatierungsfehler und wirkten absolut authentisch. Für einen Laien – selbst für einen vorsichtigen – gab es praktisch keinen erkennbaren Grund, an der Echtheit zu zweifeln.

Zahlung geleistet: Alles schien in Ordnung

Nach Prüfung der Unterlagen leistete Franz zunächst eine Anzahlung und später die vollständige Versicherungsprämie. Die Zahlungsabwicklung erfolgte reibungslos, und er erhielt entsprechende Bestätigungen. In seinem Besitz befand sich nun eine vollständige Versicherungspolice – zumindest glaubte er das.

Für den Österreicher gab es zu diesem Zeitpunkt absolut keinen Anlass zur Sorge. Er hatte sorgfältig recherchiert, alle Dokumente geprüft und fühlte sich abgesichert. Die Erleichterung darüber, endlich eine bezahlbare Krankenversicherung gefunden zu haben, war groß.

Der Schock im Krankenhaus

Die Wahrheit offenbarte sich erst Wochen später, als Franz das erste Mal medizinische Hilfe in Anspruch nehmen musste. Als er im Krankenhaus seine Versicherungskarte vorlegte, erlebte er den Schock seines Lebens.

Die Verwaltung der Klinik teilte ihm nach kurzer Prüfung mit, dass diese Versicherung nicht existiere. Weder die Versicherungsnummer noch die auf der Karte angegebene Gesellschaft seien im System registriert. Es handele sich offensichtlich um eine Fälschung.

Hohe Kosten aus eigener Tasche

Die Konsequenzen waren verheerend. Franz musste die gesamte medizinische Behandlung aus eigenen Mitteln bezahlen – und dabei handelte es sich keineswegs um geringe Beträge. Thailändische Krankenhäuser können für bestimmte Behandlungen durchaus europäische Preise verlangen, besonders in privaten Einrichtungen.

Zusätzlich zu den Krankenhauskosten war auch das gesamte für die Fake-Versicherung gezahlte Geld verloren. Die finanzielle Belastung war für den Pensionisten erheblich und brachte ihn in eine ernste Situation.

Anzeige bei der Polizei

Franz erstattete umgehend Anzeige bei der Polizei an seinem Wohnort in Thailand. Die Beamten nahmen den Fall ernst und fertigten ein ausführliches Protokoll an. Franz legte alle verfügbaren Beweise vor: Kopien sämtlicher Banküberweisungen, Screenshots der WhatsApp-Kommunikation, die gefälschten Versicherungsdokumente und weitere Nachweise.

Die Dokumentation des Falls nahm mehrere Stunden in Anspruch. Die thailändische Polizei zeigte sich kooperativ und professionell, machte jedoch von Anfang an deutlich, dass die Aussichten auf Erfolg begrenzt seien.

Weiterleitung an Cybercrime-Abteilung

Wenige Tage nach der Anzeigenaufnahme erhielt Franz die Information, dass sein Fall an eine spezialisierte Cybercrime-Abteilung in Bangkok weitergeleitet worden sei. Diese Einheit befasst sich gezielt mit Internet- und Technologiekriminalität.

Die Weiterleitung zeigt, dass Online-Betrug in Thailand als ernstzunehmendes Problem erkannt wird und spezielle Ermittlungsstrukturen existieren. Dennoch sind die Erfolgsaussichten bei grenzüberschreitender Cyberkriminalität notorisch gering.

Wenig Hoffnung auf Rückerstattung

Franz selbst macht sich keine Illusionen mehr. Er rechnet nicht damit, sein Geld jemals wiederzusehen. Die Täter operieren in der Regel anonym, nutzen schwer nachverfolgbare Zahlungswege und befinden sich möglicherweise im Ausland.

Selbst wenn Ermittlungen erfolgreich sein sollten, ist die Durchsetzung von Forderungen schwierig. Viele Betrugsfälle im Bereich Online-Kriminalität bleiben letztlich ungelöst oder ohne finanzielle Wiedergutmachung für die Opfer.

Warnung an die Öffentlichkeit

Trotz seiner persönlichen Resignation hat Franz ein klares Ziel: Er möchte andere Menschen vor dem gleichen Schicksal bewahren. Sein ausführlicher Leserbrief an unsere Redaktion ist ein eindringlicher Appell an alle in Thailand lebenden Ausländer, besonders an ältere Menschen.

Seine zentrale Botschaft lautet: Diese Betrüger sind Profis. Sie täuschen nicht mit schlampig gemachten Websites oder offensichtlichen Rechtschreibfehlern. Sie erstellen perfekte Kopien echter Versicherungsseiten, professionelle Dokumente und führen überzeugende Gespräche. Selbst vorsichtige Menschen können ihnen zum Opfer fallen.

Besonders Senioren im Visier

Franz weist darauf hin, dass ältere Menschen besonders häufig Ziel solcher Betrugsmaschen werden. Die Gründe liegen auf der Hand: Senioren sind oft verzweifelt auf der Suche nach bezahlbaren Versicherungen, haben möglicherweise weniger Erfahrung mit Online-Betrug und sind gleichzeitig finanziell interessant für Kriminelle.

Die Täter nutzen gezielt die Notlage älterer Auswanderer aus, die von regulären Versicherern abgelehnt werden. Das Versprechen einer günstigen und unkomplizierten Lösung wirkt in dieser Situation besonders verlockend.

Hinweis auf seriöse Alternativen

In seinem Schreiben erwähnt Franz auch, dass es durchaus seriöse Anbieter in Thailand gibt. Er nennt beispielhaft „Global Insurance“ als eine etablierte Option. Sein Punkt ist klar: Es gibt legitime Wege zu einer Krankenversicherung, auch wenn diese möglicherweise teurer sind.

Die Versuchung, bei vermeintlich günstigen Angeboten zuzugreifen, ist groß – doch wie sein Fall zeigt, können die tatsächlichen Kosten am Ende um ein Vielfaches höher sein, wenn man an Betrüger gerät.

Die Methoden der Betrüger

Die Professionalität der Täter ist bemerkenswert. Sie schalten bezahlte Werbeanzeigen auf Facebook, erstellen täuschend echte Websites, kommunizieren fehlerlos und liefern hochwertige gefälschte Dokumente. Der gesamte Prozess ist darauf ausgelegt, maximales Vertrauen aufzubauen.

Oft nutzen die Kriminellen auch gestohlene oder nachgeahmte Markenidentitäten echter Versicherungen. Die Websites sehen aus wie offizielle Seiten, die Dokumente tragen echte Logos, und die Kommunikation erfolgt scheinbar über offizielle Kanäle. Für Laien ist der Betrug praktisch nicht erkennbar.

Tipps und Tricks: So schützen Sie sich vor Versicherungsbetrug

Niemals über Social Media abschließen: Seriöse Versicherungen werben zwar auf Facebook und Instagram, der Vertragsabschluss sollte jedoch ausschließlich über offizielle, verifizierbare Kanäle erfolgen.

Website-Legitimität überprüfen: Prüfen Sie die URL genau. Betrüger nutzen oft ähnlich aussehende Domains mit kleinen Abweichungen. Suchen Sie die offizielle Website über eine Suchmaschine, nicht über Links in Anzeigen.

Lizenz kontrollieren: Seriöse Versicherungen in Thailand sind beim Office of Insurance Commission (OIC) registriert. Diese Informationen sind online abrufbar.

Vor Ort nachfragen: Wenn möglich, besuchen Sie ein physisches Büro der Versicherung. Fake-Anbieter existieren nur online.

Broker nutzen: Lizenzierte Versicherungsbroker können helfen, seriöse Angebote zu finden und haben ein Interesse daran, nur mit legitimen Anbietern zu arbeiten.

Recherche im Internet: Suchen Sie nach Erfahrungsberichten und Bewertungen. Geben Sie den Namen der Versicherung zusammen mit Begriffen wie „Betrug“ oder „Scam“ in Suchmaschinen ein.

Keine Vorauszahlung per Bargeldtransfer: Seriöse Versicherungen akzeptieren Überweisungen auf Geschäftskonten, keine Zahlungen über Western Union, MoneyGram oder Kryptowährungen.

Zweite Meinung einholen: Besprechen Sie größere Versicherungsabschlüsse mit Freunden, Familie oder Experten, bevor Sie zahlen.

Dokumentation aufbewahren: Bewahren Sie alle Unterlagen, Chats und Zahlungsnachweise auf. Sie sind essentiell für eventuelle Anzeigen.

Bei Druck misstrauisch werden: Seriöse Anbieter setzen Sie nicht unter Zeitdruck. Formulierungen wie „Angebot läuft heute ab“ sind Warnsignale.

Telefonische Verifikation: Rufen Sie bei der Versicherungsgesellschaft an – nutzen Sie jedoch eine Telefonnummer, die Sie selbst recherchiert haben, nicht die vom Anbieter gelieferte.

Kleingedrucktes lesen: Auch wenn Dokumente echt aussehen, enthalten betrügerische Verträge oft unpräzise oder widersprüchliche Formulierungen.

Im Notfall bei der Polizei melden: Wenn Sie Opfer geworden sind, erstatten Sie sofort Anzeige. Auch wenn die Erfolgsaussichten gering sind, helfen Sie mit, Muster zu erkennen.

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9 Kommentare zu „Österreicher Rentner tappt erneut in Online-Betrugsfalle

  1. Selbst Schuld,sich im“ heutigen Betrugs“ Internet irgendetwas abzuschließen!!
    Jetzt will er andere „Dumme(??)“warnen?
    Wenn man sich als Greis keine KV leisten kann/will,dann am besten im Heimatland bleiben!

    1. Versicherungen im Internet abzuschließen, ist heute gang und gäbe, insofern ist dein Kommentar dumm, überheblich und blöde! 1. ist man mit 70 noch kein Greis und 2. kann sich nicht jeder eine KV über € 10.000 p.a. erlauben. Es ist doch verständlich, dass man nach einer günstigen Alternative sucht. Da alles seriös wirkte, selbst in einem persönlichen Gespräch, kann es eben passieren, dass man auf einen Betrüger hereinfällt.

  2. will mich nicht davon freisprechen auf solche seiten herein fallen zu koennen !!
    aaaaaber in sachen VS schau ich doch nach bewertungen , kommentare , wie oft fragt einer in einer FB gruppe , kennt jemand die o. die VS , hat er erfahrung mit denen wenn ja welche , liest man immer wieder bei FB o. auch YT , die leute die videos rausbringen , da tauchen auch solche o. aehnliche fragen auf.
    so haette ich das auf jeden fall gemacht , schon aus neugier / interesse , aber so ??
    sorry , von einem 70jaehrigen der im besitz seiner geistigen kraefte ist muss man sowas .o. so aehnlich wie von mir beschrieben erwarten koennen.
    ich sagte schon , will mich nicht davon freisprechen auf etwas nicht hereinzufallen 1
    haette da eine interessante geschichte wo auch x leute reingefallen waeren , aber dazu mal spaeter mehr wenns passt !!
    eine VS ohne eingehende recherche wuerde ich definitiv nicht abschliessen , BAAAAASTA😉 !!

  3. und genau aus diesem grunde nutze ich weder facebook noch whatsup

    eine seriöse versicherung hat eine eigene homepage über die man diese kontaktieren kann.

    danke für die veröffentlichung dieser betrugsmaschen und toll, daß der österreicher durch euch vom wochenblitz auf dieses problem aufmerksam macht 👍👍👍

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