Thai Führerschein verlängern: Chaos oder Normal?

Thai Führerschein verlängern: Chaos oder Normal?
KI-generierte Illustration, erstellt von Google Gemini.

Werte Redaktion, liebe Thailand-Freunde und Leidensgenossen im Behördendschungel,

es ist mir ein Bedürfnis, auf die jüngsten Diskussionen rund um die Erneuerung von Führerscheinen im Norden Thailands einzugehen, die nicht nur in den einschlägigen Foren für Kopfzerbrechen sorgen, sondern auch die Realität vieler Expats und Langzeittouristen in unserer Wahlheimat widerspiegeln.

Speziell beziehe ich mich auf den Austausch bezüglich der Beschaffung des sogenannten „Residence Certificate“, der Wohnsitzbescheinigung bei der Immigration in Chiang Rai oder Mae Sai. Die dort geschilderten Erfahrungen decken sich leider allzu oft mit dem, was man als „Immigration-Roulette“ bezeichnen könnte, und wer hier nicht strategisch plant, steht schnell ohne gültige Fahrerlaubnis da.

Die Ausgangslage, wie sie kürzlich von einem Nutzer im Forum thematisiert wurde, ist ein Klassiker des Expat-Lebens: Der thailändische Führerschein läuft ab, die Zeit drängt, und man wohnt irgendwo im Nirgendwo zwischen den Zuständigkeiten verschiedener Ämter, in diesem Fall genau zwischen der Provinzhauptstadt Chiang Rai und dem Grenzort Mae Sai.

Die Gretchenfrage lautet dann: Wohin wenden? Wo geht es schneller? Wo werden weniger absurde Dokumente verlangt? Die Antworten darauf sind so vielfältig wie die thailändische Küche, doch sie offenbaren ein strukturelles Problem, das jeden Ausländer früher oder später trifft.

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Beginnen wir bei den Fakten, die oft im Nebel der Gerüchteküche untergehen. Um in Thailand einen Führerschein zu beantragen oder zu verlängern, sei es die Umschreibung des ersten 2-Jahres-Führerscheins auf die begehrte 5-Jahres-Version oder schlicht eine Neuerteilung, verlangt das Department of Land Transport zwingend einen offiziellen Nachweis über den aktuellen Wohnsitz.

Das DLT selbst stellt dieses Dokument nicht aus. Man ist also auf Gedeih und Verderb der Immigration oder, im Falle von Touristenvisa, oft der eigenen Botschaft ausgeliefert. Und genau hier beginnt das Drama, das im Forum so treffend beschrieben wurde.

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Der Nutzer berichtete, dass er sich für das Büro der Immigration im Central Festival Einkaufszentrum in Chiang Rai entschieden hat. Eine logische Wahl für viele, die die oft chaotischen Zustände an den Grenzübergängen wie Mae Sai meiden wollen.

Das Ergebnis war ernüchternd, wenngleich effizient in der Abwicklung: Man gab seine Dokumente ab – Reisepass, Kopien, Mietvertrag, TM.30-Meldung und erhielt statt des ersehnten Papiers lediglich einen kleinen Klebezettel mit einem Datum.

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Die Wartezeit? Satte sieben Tage. Das mag für jemanden, der seinen Ruhestand genießt, kein Beinbruch sein. Wer jedoch, wie der Fragesteller, kurz davor steht, ein Auto zu mieten oder beruflich auf das Fahrzeug angewiesen ist, für den ist eine Woche eine halbe Ewigkeit.

Diese „Sieben-Tage-Regel“ in Chiang Rai steht im krassen Gegensatz zu den Erfahrungen in anderen Provinzen, und genau diese Inkonsistenz ist es, die uns Ausländer oft zur Verzweiflung bringt. In Chonburi oder Pattaya beispielsweise ist es ein offenes Geheimnis, dass gegen eine entsprechende „Gebühr“ oder Verwaltungsabgabe das Dokument oft noch am selben Vormittag ausgestellt wird.

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Auch in Chiang Mai gab es Zeiten, in denen Online-Termine das Prozedere beschleunigten. Dass nun in Chiang Rai offenbar wieder der klassische bürokratische Mühlenweg eingeschlagen wird, bei dem Anträge erst gesammelt und dann stapelweise abgearbeitet werden, ist ein Rückschritt in Sachen Serviceorientierung.

Ein anderer Foren-Nutzer, bestätigte dies und wies darauf hin, dass selbst die offizielle Facebook-Seite der Behörde diese Bearbeitungszeit angibt. Es ist also keine Willkür des einzelnen Beamten, sondern System.

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Warum ist das so wichtig? Nun, rechtlich gesehen ist das Fahren ohne gültige Lizenz in Thailand kein Kavaliersdelikt, auch wenn es oft so behandelt wird. Im Falle eines Unfalls erlischt in der Regel der Versicherungsschutz, wenn kein gültiger Führerschein vorliegt.

Wer also eine Woche auf seinen Wohnsitznachweis wartet und in dieser Zeit mit abgelaufenem Schein fährt, riskiert im schlimmsten Fall seine finanzielle Existenz. Die thailändischen Gesetze sind hier eindeutig: Nur wer eine gültige Fahrerlaubnis mitführt, darf ein Kraftfahrzeug führen. Der bloße Antrag oder der Besitz eines ausländischen Führerscheins (ohne Internationalen Führerschein im richtigen Abkommen) reicht oft nicht aus, um bei einer Kontrolle oder einem Schadensfall auf der sicheren Seite zu sein.

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Ein weiterer Aspekt, der in der Diskussion oft zu kurz kommt, ist die Rolle des TM.30-Formulars. Ohne dieses geht gar nichts. Viele Ausländer vergessen, dass jede Einreise oder jeder Umzug innerhalb von 24 Stunden gemeldet werden muss theoretisch durch den Hausherrn, praktisch oft durch den Mieter selbst.

Die Immigration in Chiang Rai, sei es in Mae Sai oder im Central, prüft penibel ob diese Meldung im System ist. Fehlt sie, wird der Antrag auf das Residence Certificate gar nicht erst angenommen, und man darf erst einmal eine Geldstrafe zahlen. Dies ist eine der häufigsten Stolperfallen, die die sieben Tage Wartezeit schnell auf zwei Wochen ausdehnen können, wenn man erst noch den Vermieter mobilisieren muss.

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Interessant ist auch der Vergleich zwischen Mae Sai und der Stadt Chiang Rai. Mae Sai ist primär ein Grenzübergang. Die Beamten dort haben tagtäglich mit Visa-Runs, Overstayern und Grenzgängern zu tun. Die Ausstellung einer Wohnsitzbescheinigung für einen Führerschein ist dort eher eine lästige Nebenaufgabe.

Das Büro im Central Festival in Chiang Rai hingegen wurde quasi als Service-Center konzipiert, um den Druck von der Hauptstelle zu nehmen. Dass ausgerechnet hier nun Wartezeiten entstehen, die an alte Zeiten erinnern, ist paradox. Es zeigt aber auch, dass Personalmangel und Zentralisierung oft Hand in Hand gehen. Das Dokument muss vermutlich intern von einem höherrangigen Beamten unterzeichnet werden, der nicht ständig vor Ort ist daher der „Klebezettel“ und das Abhol-Datum.

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Was lernen wir daraus für unsere eigene Planung? Zunächst einmal: Verlassen Sie sich niemals darauf, dass Dinge „so wie letztes Mal“ laufen. Die Regeln ändern sich, die Zuständigkeiten wechseln, und was gestern noch in einer Stunde erledigt war, dauert heute eine Woche. Zweitens: Prüfen Sie Ihren Führerschein regelmäßig. Warten Sie nicht bis zum Ablaufdatum. Man kann die Erneuerung bereits vor Ablauf (oft bis zu 3 Monate vorher, je nach Art der Lizenz) beantragen.

Diese Zeitspanne sollte man nutzen, um den bürokratischen Hürdenlauf entspannt anzugehen. Drittens: Dokumentieren Sie alles. Ein sauberer Ordner mit Kopien des Reisepasses, des Visums (Non-Immigrant O oder B ist meist Voraussetzung, Touristenvisa werden oft abgewiesen und an die Botschaft verwiesen), des Mietvertrags und der TM.30-Quittung ist Gold wert. Wer vorbereitet zum Schalter kommt, wird oft freundlicher und schneller bedient als derjenige, der erst noch nach dem Kugelschreiber suchen muss.

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Es gibt natürlich einen Ausweg aus diesem Dilemma, den ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen möchte, auch wenn er für viele kurzfristig keine Lösung ist: Das „Gelbe Hausbuch“ (Tabien Baan). Wer als Ausländer dauerhaft in Thailand lebt und den Aufwand nicht scheut, sich in dieses offizielle Hausregister eintragen zu lassen, besitzt damit einen permanenten Wohnsitznachweis.

Mit dem gelben Buch in der Hand entfällt der Gang zur Immigration für das Residence Certificate komplett. Das DLT akzeptiert das Buch (zusammen mit einer Kopie der ersten Seite) anstandslos als Adressnachweis. Angesichts der Tatsache, dass man in Chiang Rai nun offenbar eine Woche seiner Lebenszeit auf ein einfaches Blatt Papier warten muss, erscheint der einmalige bürokratische Kraftakt für das gelbe Buch plötzlich in einem sehr attraktiven Licht.

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Abschließend sei noch angemerkt, es hilft nichts, im Internet über die Beamten zu schimpfen. Die Prozeduren sind gesetzlich verankert, und die Bearbeitungszeiten liegen im Ermessen der örtlichen Behördenleitung. Es gibt kein gesetzliches Recht auf eine „Sofort-Ausstellung“ dieses Dokuments.

Die 200 oder 300 Baht, die oft verlangt werden, sind in vielen Fällen keine offizielle Gebühr (da das Formular an sich oft kostenlos sein sollte), sondern werden als Servicegebühr für Fotos und Kopien oder den Express-Versand deklariert. Wer dies verweigert, wartet eben im Falle von Chiang Rai nun offenbar ganz offiziell sieben Tage.

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Mein Rat an alle, die in der Region Chiang Rai leben: Planen Sie diese Woche Wartezeit fest ein. Lassen Sie sich nicht von Berichten aus anderen Provinzen täuschen, wo alles schneller geht. Thailand ist ein Land der regionalen Unterschiede, und was in Phuket gilt, muss in Mae Sai noch lange nicht stimmen. Nehmen Sie es mit der gelassenen Haltung, die uns alle erst in dieses Land gebracht hat. Nutzen Sie die Wartezeit für einen Ausflug, vielleicht aber besser als Beifahrer, solange der Führerschein noch auf der Kippe steht.

Bleiben Sie geduldig und allzeit gute Fahrt!

Hochachtungsvoll,

Ein aufmerksamer Leser aus dem schönen Norden

Anmerkung der Redaktion

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4 Kommentare zu „Thai Führerschein verlängern: Chaos oder Normal?

  1. schöner leserbrief, aber:

    …. beruflich auf das Fahrzeug angewiesen ist….
    dann hast der für seine arbeit sicher eine genehmigung?

    ….entsprechende „Gebühr“ oder Verwaltungsabgabe….
    falls unter dieser „gebühr“ teegeld zu verstehen ist? das ist schon seit einiger zeit in jomtien/pattaya nicht mehr möglich und die verwaltungsabgabe ist die ganz normale gebühr. ich habe diese COR lange nicht mehr benötigt, aber so weit ich mich erinnern kann waren alle, die ich benötigte, damals kostenlos – bin mir aber nicht mehr sicher, zu lange ist es her – und andauernd ändert sich etwas. das wäre dann ja ein full time job um immer auf dem neuesten stand zu sein 🤔

    ….Erneuerung bereits vor Ablauf (oft bis zu 3 Monate vorher, je nach Art der Lizenz) beantragen….
    genau richtig, und wer alles auf den letzten tag schiebt ist selber schuld

    ….Wer vorbereitet zum Schalter kommt, wird oft freundlicher und schneller bedient als derjenige, der erst noch nach dem Kugelschreiber suchen muss….
    dem kann ich uneingeschränkt zu 100 % zustimmen 👍

    ….Das DLT akzeptiert das Buch (zusammen mit einer Kopie der ersten Seite) anstandslos als Adressnachweis….
    auch wenn dieses buch aus einer anderen provinz stammt? dann auch?

    wie sieht es aus mit dem heute vom wochenblitz veröffentlichten bericht mit der pink card? wird die auch beim DLT akzeptiert?

  2. Danke für den guten Artikel!!!!
    Nur was mir aufgefallen ist, Thema internationaler Führerschein. In Deutschland wird nur noch ein internationaler Führerschein ausgestellt , der neuere, ich glaube von 1962. Laut Verkehrsamt Hamburg

  3. Auch ich musste meine Lizenz erneuern (in Pranburi). Was ich an Dokumenten mitbringen musste war mir klar. Als Hausbesitzer mit dem gelben Hausbuch, habe ich dieses mit einer Kopie mitgebracht. Genuegte in Pranburi nicht. Ich musste nach HuaHin und ein Residenz Zertificate ausstellen lassen. So ist Thailand.

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