Thailand Bank: Sperre schockiert Kunden

Thailand Bank: Sperre schockiert Kunden
KI-generierte Illustration, erstellt von Google Gemini.

Ein schwarzer Bildschirm statt Bestätigung

Es sollte eigentlich nur eine Routineangelegenheit sein. Fred, ein deutscher Expat, der seinen Ruhestand in Hua Hin genießt, wollte an einem schwülen Dienstagmorgen seine Miete überweisen. Wie jeden Monat öffnete er die App seiner thailändischen Hausbank, tippte den Betrag von 25.000 Baht (ca. 675 Euro) ein und bestätigte die Transaktion. Aus Gewohnheit drückte er sofort die Tastenkombination an seinem Android-Smartphone, um einen Screenshot als Zahlungsbeleg zu erstellen. Doch statt des gewohnten Aufleuchtens und dem Klick-Geräusch passierte etwas Unerwartetes.

Die plötzliche Fehlermeldung

Auf seinem Display erschien eine Warnmeldung oder schlicht ein geschwärzter Bildschirm. Das System teilte ihm mit, dass aufgrund von Sicherheitsrichtlinien kein Bildschirmfoto erstellt werden könne. Fred starrte ungläubig auf sein Telefon. War die Überweisung durchgegangen? Hatte er nun einen Beweis für seinen Vermieter? Die Verunsicherung in diesem Moment war groß, denn in Thailand ist der digitale Überweisungsbeleg, der sogenannte „Slip„, das wichtigste Dokument im täglichen Zahlungsverkehr. Ohne diesen Bildnachweis läuft im thailändischen Geschäftsleben fast nichts.

Eine Welle der Verunsicherung bei allen Bankkunden

Fred ist mit seiner Irritation nicht allein. In den sozialen Netzwerken und Foren häufen sich Berichte von verärgerten und verwirrten Nutzern quer durch alle Institute – egal ob Kunden der Kasikorn Bank (K-Bank), SCB, Krungthai oder Bangkok Bank. Die thailändischen Finanzinstitute haben fast zeitgleich Fakten geschaffen. Viele Kunden fühlen sich bevormundet und in ihrer täglichen Routine gestört. Die Diskussionen kochen hoch, denn diese flächendeckende Maßnahme greift tief in die Nutzungsgewohnheiten im ganzen Land ein.

Der digitale Alltag in Thailand

Um die Tragweite dieser Änderung zu verstehen, muss man die thailändischen Gepflogenheiten kennen. Anders als in Deutschland, wo Überweisungen oft im Hintergrund laufen, wird in Thailand fast alles per QR-Code und Sofortüberweisung erledigt. Egal ob an der Garküche für 50 Baht (ca. 1,35 Euro) oder beim Autohändler: Der Screenshot der erfolgten Zahlung ist die Eintrittskarte. Er wird per LINE-Messenger verschickt, um den Kauf abzuschließen. Wenn diese Funktion blockiert wird, gerät der Alltag ins Stocken.

Keine Vorwarnung für viele Nutzer

Kritisiert wird vor allem die Art der Kommunikation. Viele Anwender berichten, dass sie von der Änderung kalt erwischt wurden. Zwar gab es Hinweise in den Update-Beschreibungen der App-Stores, doch wer liest schon das Kleingedruckte, bevor er seine Bankgeschäfte erledigt? Die plötzliche Funktionssperre führte zu peinlichen Situationen an Kassen und Rezeptionen, wo Kunden ihre Zahlung nicht wie gewohnt beweisen konnten – unabhängig davon, welches Banklogo auf ihrer App prangt.

Der technische Hintergrund

Technisch gesehen handelt es sich bei der Sperre nicht um einen Fehler, sondern um eine bewusste Nutzung von Betriebssystem-Rechten, die nun branchenweit ausgerollt wird. Besonders unter dem Betriebssystem Android ermöglicht Google den Entwicklern, die Darstellung ihrer Apps auf Bildschirmen zu schützen („Flag Secure“). Diese Funktion, die früher meist nur von Streaming-Diensten wie Netflix genutzt wurde, ist nun Standard in der thailändischen Finanzwelt. Der Bildschirm bleibt für die Aufnahmefunktion einfach schwarz.

Warum machen das jetzt alle Banken?

Wir schreiben das Jahr 2025, und die Bedrohungslage im digitalen Raum hat sich drastisch verschärft. Thailand kämpft seit Jahren massiv gegen Cyberkriminalität. Die Methoden der Betrüger sind raffinierter geworden. Es geht nicht mehr nur um Phishing-Mails, sondern um komplexe Schadsoftware, die tief in die Smartphones der Opfer eindringt. Alle Banken stehen unter enormem Druck, ihre Kunden und deren Einlagen zu schützen.

Die Bedrohung durch Fernzugriff

Eine der gefährlichsten Waffen der Cyberkriminellen sind sogenannte „Remote Access Trojans“ (RATs). Diese Schadprogramme erlauben es Angreifern, den Bildschirm eines infizierten Handys aus der Ferne zu beobachten. Wenn ein Nutzer seine Bank-App öffnet, schauen die Diebe quasi live zu. Sie sehen Kontostände, Transaktionsdaten und im schlimmsten Fall sogar Passwörter, während sie eingegeben werden. Genau hier setzt die neue, bankenübergreifende Maßnahme an.

Schutz vor unsichtbaren Zuschauern

Indem die Banken das Abfilmen und Fotografieren des Bildschirms auf Systemebene untersagen, wird auch der Schadsoftware die Sicht genommen. Wenn ein Trojaner versucht, den Bildschirm der Banking-App aufzuzeichnen, sieht der Hacker nur eine schwarze Fläche. Sensible Daten bleiben verborgen. Es ist ein Schutzschild, der weniger gegen den Nutzer gerichtet ist, sondern gegen den unsichtbaren Feind, der möglicherweise bereits auf dem Gerät lauert.

Die strikten Vorgaben der Bank of Thailand

Diese Sicherheitsverschärfung ist kein Alleingang einzelner Institute. Die Bank of Thailand (BoT), die Zentralbank des Landes, hat ihre Richtlinien für Cybersicherheit massiv angezogen. Die Vorgaben für 2025 und 2026 sind streng und bindend für alle. Finanzinstitute sind verpflichtet, proaktiv Maßnahmen zu ergreifen, um Betrugsfälle zu minimieren. Egal ob blaue, grüne oder lila Bank: Sie alle riskieren hohe Strafen, wenn sie nachweislich Sicherheitslücken offenlassen, die technisch schließbar wären.

Milliardenschäden durch App-Betrug

Die Notwendigkeit solcher Maßnahmen belegen die nackten Zahlen. Allein im vergangenen Jahr entstanden in Thailand Schäden in Höhe von mehreren Milliarden Baht durch App-basierten Betrug. Umgerechnet sind das dreistellige Millionensummen in Euro. Viele Opfer verloren ihre gesamten Ersparnisse, weil Hacker vollen Zugriff auf ihre Konten erlangten. Der gesamte Bankensektor musste handeln, um das Vertrauen in das digitale Finanzsystem nicht zu verlieren.

Kritik an der Benutzerfreundlichkeit

Trotz der verständlichen Sicherheitsaspekte bleibt die Kritik an der Usability bestehen. Sicherheit und Bequemlichkeit stehen oft im Widerspruch zueinander. Für den Endverbraucher fühlt sich die Maßnahme zunächst wie eine Einschränkung an. Die Banken müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, ob es nicht benutzerfreundlichere Wege gegeben hätte, die gleiche Sicherheit zu gewährleisten, ohne gewohnte Abläufe so abrupt zu unterbrechen.

Unterschiede zwischen iOS und Android

Interessanterweise betrifft das Problem in seiner härtesten Form vorwiegend Android-Nutzer. Das Betriebssystem von Google ist offener konzipiert, was es anfälliger für Malware macht, aber auch mehr Eingriffe durch App-Entwickler erlaubt. Apple-Nutzer mit ihren iPhones erleben oft andere Einschränkungen, da iOS das System stärker abschottet. Doch auch hier ziehen die Zügel an. Die Tendenz geht plattformübergreifend zu mehr Restriktionen in sicherheitskritischen Anwendungen.

Der rechtliche Rahmen: PDPA

Auch das thailändische Datenschutzgesetz, der Personal Data Protection Act (PDPA), spielt eine Rolle. Banken sind verpflichtet, die persönlichen Daten ihrer Kunden mit höchster Sorgfalt zu schützen. Ein Screenshot, der versehentlich in einer Cloud landet oder über unsichere Messenger verschickt wird, stellt ein potenzielles Datenleck dar. Die Unterbindung von Screenshots ist somit auch eine Maßnahme des Datenschutzes, um die unkontrollierte Verbreitung von Finanzdaten zu minimieren.

Die Psychologie der Sicherheit

Es ist ein psychologisches Phänomen: Nutzer fordern maximale Sicherheit, sind aber selten bereit, dafür auf Komfort zu verzichten. Wenn das Bankkonto leergeräumt wird, ist der Aufschrei groß. Wenn aber die Banken eine Maßnahme einführen, die genau das verhindern soll, ist der Ärger über die Unbequemlichkeit ebenso laut. Die Finanzinstitute müssen hier einen schwierigen Spagat meistern und ihre Kunden besser aufklären, warum diese Schritte notwendig sind.

Alternativen zum Screenshot

Die große Frage, die sich nun viele stellen: Wie beweise ich meine Zahlung ohne Screenshot? Hier zeigt sich, dass die Aufregung oft auf einem Missverständnis beruht. Nahezu alle thailändischen Banking-Apps (sei es K-Plus, SCB Easy, Krungthai Next oder Bualuang mBanking) besitzen eine eingebaute Funktion, die das Problem eigentlich löst. Viele Nutzer haben diese Funktion bisher nur übersehen oder ignoriert, weil der manuelle Screenshot schneller erschien.

Die automatische E-Slip Speicherung

Das System ist klüger, als es auf den ersten Blick scheint. Sobald eine Transaktion erfolgreich abgeschlossen ist, generiert die App automatisch einen elektronischen Beleg, den sogenannten E-Slip. Dieser wird, sofern die Berechtigungen korrekt eingestellt sind, direkt in der Fotogalerie des Smartphones gespeichert. Der Nutzer muss also gar keinen manuellen Screenshot machen. Der Beweis liegt bereits im Album, sauber formatiert und mit allen nötigen Daten versehen.

Einrichtung der Berechtigungen

Das Problem entsteht oft dadurch, dass Nutzer der App beim ersten Start den Zugriff auf die Fotogalerie verweigert haben. Aus Sorge um ihre Privatsphäre blockieren viele Anwender den Schreibzugriff. Ohne diese Erlaubnis kann die App den E-Slip jedoch nicht speichern. Wenn dann gleichzeitig der manuelle Screenshot blockiert ist, steht der Kunde tatsächlich mit leeren Händen da. Die Lösung liegt also oft in den Systemeinstellungen des Smartphones.

Der Weg zur Aktivierung

Kunden müssen in die Einstellungen ihres Telefons gehen, die jeweilige Bank-App auswählen und den Zugriff auf „Fotos“ oder „Speicher“ freigeben. Sobald dies geschehen ist, landet nach jeder Überweisung automatisch ein Bild im Ordner. Dieses Bild enthält QR-Codes zur Verifizierung, Datum, Zeit und die beteiligten Konten. Es ist fälschungssicherer als ein einfacher Screenshot und wird von Händlern und Behörden problemlos akzeptiert.

Ein Blick in die Zukunft

Diese Maßnahmen sind erst der Anfang und werden bald Standard für jede finanzielle Applikation in Südostasien sein. Auch E-Wallets und andere Zahlungsdienstleister werden nachziehen, sofern sie es nicht schon getan haben. Der Standard für mobile Sicherheit wird weltweit angehoben. Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass Banking-Apps zunehmend wie Hochsicherheitstrakte funktionieren und weniger wie soziale Medien.

Biometrie statt Bildschirmnachweis?

In Zukunft könnten auch biometrische Verfahren die einfachen Belege ablösen. Schon heute arbeiten Systeme daran, Zahlungen durch Gesichtserkennung oder Fingerabdruck direkt zwischen den Geräten von Käufer und Verkäufer zu bestätigen, ohne dass ein Bild verschickt werden muss. Bis diese Technologie flächendeckend im kleinsten Nudelshop in Bangkok angekommen ist, wird der E-Slip jedoch das Maß aller Dinge bleiben.

Was Reisende beachten müssen

Für Touristen und Expats bedeutet dies: Überprüfen Sie Ihre App-Einstellungen, bevor Sie an der Kasse stehen – egal bei welcher Bank Sie sind. Stellen Sie sicher, dass die automatische Speicherung aktiviert ist. Ein kurzer Testlauf mit einer kleinen Überweisung an einen Freund kann viel Stress ersparen. Wer sich auf alte Gewohnheiten verlässt, könnte im entscheidenden Moment ohne Zahlungsnachweis dastehen – eine Situation, die in einem fremden Land schnell unangenehm werden kann.

Die Verantwortung des Nutzers

Letztlich verlagert sich ein Teil der Verantwortung zurück auf den Nutzer. Wir müssen lernen, die Werkzeuge so zu nutzen, wie sie gedacht sind, und nicht, wie es uns am bequemsten erscheint. Das „Workaround“ per Screenshot war jahrelang geduldet, aber es war nie die sicherste Methode. Die Umstellung erfordert ein Umlernen, bietet aber am Ende einen höheren Schutz für das eigene Vermögen.

Sicherheit geht vor Bequemlichkeit

Die Aufregung um das Screenshot-Verbot ist verständlich, aber bei genauerer Betrachtung unbegründet. Die Banken nehmen den Kunden nichts weg, sie zwingen sie lediglich dazu, die sicherere, integrierte Funktion zu nutzen. Der schwarze Bildschirm ist kein Fehler, sondern ein Schutzschild gegen moderne Kriminalität.

Auflösung des Rätsels

Kommen wir zurück zu Fred in Hua Hin. Nachdem der erste Schreck verflogen war, öffnete er seine Fotogalerie. Und tatsächlich: Ganz oben in der Liste der neuesten Bilder fand er den bunten Überweisungsbeleg seiner Bank. Die App hatte ihn Sekundenbruchteile vor der Sperrmeldung automatisch abgespeichert. Die Sorge war umsonst. Die Technik hatte funktioniert – nur eben anders, als er es gewohnt war. Das Verbot manueller Screenshots ist also keine Schikane, sondern der notwendige Schritt in eine sicherere digitale Zukunft, in der unser Geld besser vor den Blicken Fremder geschützt ist.

Anmerkung der Redaktion

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7 Kommentare zu „Thailand Bank: Sperre schockiert Kunden

  1. Cash(Gold) ist immer noch das Wahre!
    Banken sind bei mir seit mind.20 Jahren OUT!
    Genauso,wie jeden Firlefanz mit Karte zu bezahlen…
    Fazit:
    Never problems😛

  2. Ich konnte von meinen Onlineüberweisungen noch nie einen Sreenshot machen weil die Bankapp das aus Sicherheitsgründen nicht zulässt. Ich habe aber immer automatisch ein Foto der Überweisung in meiner Galerie welches ich problemlos weiter schicken kann.

  3. Genau wie von Werner schon geschrieben, versucht man ein Screenshot zu machen wird die App geschlossen. Was ja such völlig überflüssig ist , da automatisch ein Foto des Überweisungsbelegs in Fotos abgespeichert wird.

    Da kommt die Frage auf, ob es bei dem Beitrag um eine wahre Geschichte handelt ?????

  4. Bildschirmfotos sind sowohl bei meinen deutschen Banking-Apps, als auch der App der K-Bank nicht möglich. Allerdings erstellt die K-Bank-App automatisch einen Beleg im Dokumente Order. Zumindest bei Android. Dieser kann dann problemlos verschickt werden, z.B. per Line .

  5. und genau aus diesem grunde benutze ich keine app und auch kein smartphone. meine bankgeschäfte laufen nur über den PC und grundsätzlich sind alle meine transaktionen nur möglich, wenn ich vorher das limit von 0 ( null ) hochsetze mit einem OTP ( one time password ) und es nach der transaktion wieder zurück setze.
    hatte so noch nie problem.

    auf grund der ganzen bankenproblematik war ich am mittwoch bei meiner bangkok bank und meiner krunsgri bank und fragte nach woher die ganzen problem kämen. als antwort kam mal wieder typisch thai: don´t know. aber bei meinen konten gibt/gab es nichts auszusetzen und ich sollte auch keine sperrung bekommen. wegen einem ID photo – wollten sie nicht

    also mal abwarten

  6. Wollte heute bei Krungsri ein Konto eröffnen, Antwort es geht nicht es können nur Thais ein Konto eröffnen.

  7. Viel Blabla um nix!
    1. Wurde der e-slip schon immer automatisch erstellt und die „teilen- Funktion“ automatisch angezeigt, sodass man diesen Beleg sofort mit verschiedenen Medien versenden kann.
    2. War bei den meisten thailändischen (und auch vielen deutschen) Banken aus Sicherheitsgründen überhaupt kein manueller Screenshot möglich.

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