Thailand digital bezahlen ohne Bankkonto

Thailand digital bezahlen ohne Bankkonto
Illustration via OpenAI (2025).

Die digitale Kluft am Straßenrand

Der Duft von gegrilltem Hühnchen zieht durch die Straßen Bangkoks. Ein Tourist zückt seine Kreditkarte, doch der Verkäufer deutet nur auf einen laminierten QR-Code an seinem Stand. Die Einheimischen neben ihm zücken ihre Smartphones, scannen kurz und sind fertig. Der Tourist greift verlegen nach seinem Bargeld. Diese Szene wiederholt sich täglich tausendfach in Thailand. Während die thailändische Bevölkerung längst in einer bargeldlosen Zukunft lebt, bleiben ausländische Besucher außen vor.

PromptPay wurde 2016 von der Bank of Thailand eingeführt und verzeichnete 2023 bereits knapp 20 Milliarden Transaktionen. Das System ermöglicht es thailändischen Staatsbürgern, Geld über ihre Bürgernummer oder Telefonnummer zu überweisen, ohne lange Kontoverbindungen eingeben zu müssen. Der Erfolg ist überwältigend. Von der Taxifahrt bis zum Kaffee, vom Tempel-Eintritt bis zur Massage – überall prangt der charakteristische QR-Code.

Das unsichtbare Zahlungssystem

Für Thailänder ist PromptPay so selbstverständlich wie Atmen geworden. In Bangkok akzeptieren fast alle Geschäfte diese Zahlungsform, sodass Einheimische ihre Geldbörse zu Hause lassen können. Die Vorteile liegen auf der Hand: keine Gebühren für die ersten dreißig Transaktionen, sofortige Überweisung und maximale Bequemlichkeit. Doch genau dieses System bleibt Besuchern verschlossen. Der Grund ist simpel: PromptPay setzt ein thailändisches Bankkonto voraus.

Für Touristen beginnt damit eine absurde Odyssee. Sie müssen Bargeld am Automaten abheben und zahlen dafür saftige Gebühren. Selbst bei großen Abhebungen fallen erhebliche Kosten an. Wer seine ausländische Kreditkarte nutzt, erlebt oft Ernüchterung: Viele kleinere Geschäfte akzeptieren keine Karten, größere Läden schlagen bis zu drei Prozent Aufpreis drauf. Die Alternative – kiloweise Bargeld mit sich herumtragen – wirkt im Jahr 2024 geradezu anachronistisch.

Die Banking-Barriere für Ausländer

Könnte man nicht einfach ein thailändisches Konto eröffnen? Die Antwort fällt ernüchternd aus. Die thailändischen Banken haben die Regeln 2024 erheblich verschärft, was die Kontoeröffnung für Ausländer in den meisten Fällen extrem erschwert. Selbst Inhaber eines Destination Thailand Visa oder digitale Nomaden scheitern häufig an den Anforderungen der Banken.

TrueMoney, eine thailändische E-Wallet, öffnete sich Mitte 2024 für ausländische Touristen und unterstützt PromptPay-Zahlungen. Doch die Praxis zeigt erhebliche Hürden. Die Registrierung neuer Konten gestaltet sich kompliziert, umfangreiche Hintergrundprüfungen verzögern den Prozess. Nutzer berichten von Problemen bei der Verifizierung, insbesondere für Ausländer sind Arbeitsvisa oder weitere Dokumente erforderlich, und die maximale Aufladung bei 7-Eleven ist begrenzt. Für ein vollständig funktionsfähiges Konto benötigt man letztlich doch wieder ein thailändisches Bankkonto – ein Teufelskreis.

Die neuen Hoffnungsträger

In diese Lücke stoßen nun mehrere Apps vor, die versprechen, was bisher unmöglich schien: PromptPay-Zahlungen ohne thailändisches Bankkonto. Die bekanntesten Anbieter sind TAGTHAi Easy Pay, Moreta Pay und WAIWIN. Jede dieser Lösungen verfolgt einen eigenen Ansatz, doch alle eint das Versprechen der digitalen Teilhabe für Touristen.

TAGTHAi: Der etablierte Bankweg

TAGTHAi Easy Pay ist eine auf Touristen ausgerichtete E-Wallet, die Nutzer ihre App herunterladen und sich registrieren lässt, bevor sie ihr Konto durch Umtausch von Fremdwährung in thailändische Baht an Kasikornbank-Wechselstuben aufladen können. Die Schalter finden sich an vielen Flughäfen, BTS-Stationen und in Einkaufszentren. Der Prozess wirkt zunächst unkompliziert: App installieren, an einen KBank-Schalter gehen, Geld tauschen und auf das Konto laden.

Doch in der Praxis zeigen sich Schwächen. Nutzer kritisieren, dass TAGTHAi nur bei Geschäften mit registrierten Geschäfts-QR-Codes funktioniert, die App sehr langsam läuft und Fremdwährungen zum Aufladen des Kontos mit schlechten Wechselkursen getauscht werden müssen. Besonders ärgerlich: Man muss physisch zu einer Wechselstube gehen und kann das Konto nicht online aufladen. Für digitale Nomaden, die tagelang in abgelegenen Gegenden arbeiten, ist das unpraktisch.

Moreta Pay: Die internationale Lösung

Moreta Pay ist eine mobile Zahlungsplattform, die 2024 von Walid Mahd und Sam Yu gegründet wurde und Reisenden ermöglicht, sich mit lokalen Zahlungsnetzwerken in Thailand, den Philippinen, Vietnam und mehreren anderen südostasiatischen Ländern zu verbinden, ohne ein lokales Bankkonto zu benötigen. Das Konzept entstand aus den eigenen Reiseerfahrungen der Gründer, die beobachteten, wie Einheimische mühelos per QR-Code zahlten, während sie selbst mit Bargeld und Karten hantierten.

Die Registrierung verläuft digital. Nach dem Herunterladen der App richtet man sein Konto ein und verifiziert die Identität mit einem Selfie und dem Reisepass. Das Aufladen funktioniert über verschiedene Wege: per Bankverbindung, Banküberweisung oder Karte, wobei die Plattform die Plaid-Integration nutzt, um sicher US-Bankkonten zu verbinden. Auch Wise und Revolut werden unterstützt.

Moreta Pay verlangt absolut keine Gebühren, der Wechselkurs basiert auf dem mittleren Marktkurs, den man täglich bei Google einsehen kann, und Nutzer erhalten ein Prozent Cashback auf jeden Einkauf. Das klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Doch es gibt einen Haken: Aktuell funktioniert Moreta nur mit QR-Codes von registrierten Geschäftskonten, Zahlungen an persönliche Bankkonten, die bei vielen Straßenverkäufern üblich sind, werden noch nicht unterstützt. Für viele Touristen, die gerade die authentische Straßenküche schätzen, bleibt damit eine wichtige Lücke.

WAIWIN: Der australische Newcomer

WAIWIN ist eine neue touristenorientierte App aus Australien, die Nutzern ermöglicht, QR-Codes in Thailand zu scannen und zu bezahlen, nachdem sie die App heruntergeladen und ihr Guthaben über ihre Bank, Wise, Revolut oder andere Dienste aufgeladen haben. Die App entstand aus einer simplen Frustration heraus: Ein Ausländer, der in Thailand lebte, war es leid, ständig Bargeld nutzen zu müssen, und wollte die Situation ändern, in der Touristen keine bargeldlosen Zahlungen genießen konnten.

WAIWIN verspricht, jeden PromptPay-QR-Code ohne Ausnahme zu scannen, die vollständige Transaktionshistorie jederzeit einzusehen, sich in unter drei Minuten zu registrieren, aufzuladen und zu zahlen. Das klingt ambitioniert. Die App durchlief kürzlich ein Rebranding – früher hieß sie JamJang – und arbeitet offenbar an einer Erweiterung zur Marktplatz-Plattform, die Ausländer direkt mit lokalen Erlebnissen und Dienstleistungen verbindet.

Doch die Realität sieht anders aus. Nutzer berichten, dass WAIWIN völlig nutzlos sei und man den Support per E-Mail kontaktieren müsse, um das Konto aufzuladen, wobei dieser nie antwortet. Die Bewertungen im App Store fallen gemischt aus. Während einige die einfache Handhabung loben, klagen andere über Bugs und unklare Auflade-Prozesse. Mit nur etwa 1.000 Downloads wirkt WAIWIN noch wie ein Beta-Produkt, das seine Kinderkrankheiten überwinden muss.

Die chinesische Sonderstellung

Während westliche Touristen nach Lösungen suchen, haben chinesische Besucher längst eine privilegierte Position. Weixin Pay hat ein strategisches Kooperationsabkommen mit National ITMX unterzeichnet, dem Betreiber von PromptPay, wodurch chinesische Touristen in Thailand einfach den lokalen PromptPay-QR-Code eines Händlers scannen können, um direkt in RMB mit der vertrauten WeChat-App zu bezahlen, ohne Währungsumtausch oder lokales Konto. Die Integration erfolgte Ende Oktober 2024.

Alipay ist seit 2015 in Thailand akzeptiert und kann in wichtigen Reiseszenarien wie Shopping, Gastronomie, Sehenswürdigkeiten, Convenience-Stores und sogar im Transport genutzt werden. Die Partnerschaft zwischen Ant International, National ITMX und der Krungthai Bank erweitert diese Akzeptanz auf noch mehr Händler, insbesondere kleine Unternehmen in kleineren Städten. Für chinesische Touristen, die jährlich zu Millionen nach Thailand strömen, funktioniert das System reibungslos.

Diese Asymmetrie wirft Fragen auf. Warum erhalten chinesische Touristen privilegierten Zugang, während europäische und amerikanische Besucher auf experimentelle Apps angewiesen sind? Die Antwort liegt in der schieren Marktmacht: China ist einer der wichtigsten Quellmärkte für thailändischen Tourismus, und die dortige digitale Zahlungsinfrastruktur ist hochentwickelt.

Grenzüberschreitende Vernetzung

Thailand baut sein PromptPay-System strategisch aus. Die Bank of Thailand hat PromptPay auf andere ASEAN-Länder im Rahmen der ASEAN Payment Connectivity Initiative ausgeweitet und Verbindungen über ASEAN hinaus zu Ländern mit starken wirtschaftlichen Beziehungen zu Thailand geschaffen. Die Nutzungsszenarien umfassen grenzüberschreitende QR-Zahlungen und Geldtransfers mit Echtzeitausführung zu relativ niedrigeren Gebühren.

Ab dem 3. April 2024 können Nutzer aus Laos mobile Banking-Apps teilnehmender Geschäftsbanken verwenden, um thailändische PromptPay-QR-Codes bei Händlern in Thailand zu scannen. Ähnliche Verbindungen bestehen mit Vietnam, Malaysia, Singapur und Indonesien. Thailändische Touristen können in Japan über das MyPromptQR-System bezahlen, indem sie einen Käufer-QR-Code in ihrer Mobile-Banking-App generieren.

Diese Entwicklung zeigt die Vision: Ein nahtloses Zahlungsnetzwerk quer durch Asien, bei dem Reisende keine mehrfachen Konten mehr benötigen. Doch während asiatische Nachbarländer integriert werden, bleiben westliche Touristen vorerst auf Drittanbieter-Apps angewiesen.

Gebühren und versteckte Kosten

Die Kostenstruktur verdient besondere Beachtung. Bei der Nutzung von PromptPay für alltägliche Einkäufe fallen keine Gebühren an, es sei denn, man gibt über 5.000 Baht aus, doch selbst danach sind die Gebühren nicht außergewöhnlich hoch. Für Inhaber thailändischer Bankkonten, die PromptPay zum Scannen und Bezahlen nutzen, entstehen keine zusätzlichen Kosten.

Bei den Touristen-Apps sieht es anders aus. Moreta punktet mit völliger Gebührenfreiheit und Cashback, während TAGTHAi mit schlechten Wechselkursen kämpft. TrueMoney verlangt nach den ersten zwanzig kostenlosen Aufladungen sechs Baht pro Aufladung und nach den ersten dreißig Transaktionen 25 Baht pro Zahlung. Für Nutzer mit vielen kleinen Transaktionen summiert sich das schnell.

Der wahre Kostenfaktor liegt jedoch oft im Wechselkurs. Zwischen dem offiziellen Mittelkurs und dem, was Wechselstuben oder Apps tatsächlich bieten, können mehrere Prozent Unterschied liegen. Bei größeren Ausgaben während einer mehrwöchigen Reise macht das hunderte Euro aus.

Sicherheit und Datenschutz

Die Nutzung dieser Apps erfordert sensible Informationen: Reisepass-Scans, Selfies, Bankverbindungen. Moreta nutzt diese Fotos zur Identitätsverifizierung und schafft damit einen zusätzlichen Sicherheitsschild gegen Betrug. Die Plaid-Integration für Bankverbindungen gilt als sicher und wird von zahlreichen FinTech-Unternehmen verwendet.

Dennoch sollten Nutzer vorsichtig sein. Alle Apps befinden sich noch in frühen Entwicklungsstadien. WAIWIN hat weniger als 1.000 Downloads und TAGTHAi kämpft mit technischen Problemen. Moreta befindet sich noch im Beta-Modus, weitere Währungen und Funktionen werden folgen. Bei Beta-Produkten können unvorhergesehene Sicherheitslücken auftreten.

Die Datenschutzbestimmungen variieren. Während etablierte Anbieter wie Moreta mit Y Combinator verbunden sind und professionelle Standards versprechen, wirken kleinere Apps wie WAIWIN weniger transparent. Nutzer sollten genau prüfen, welche Berechtigungen die Apps verlangen und ob diese verhältnismäßig sind.

Die Alltagspraxis

Wie funktionieren diese Lösungen im Alltag? Die Erfahrungsberichte fallen gemischt aus. Ein digitaler Nomad berichtet: Er nutzte Moreta zwei Wochen lang in Bangkok und Chiang Mai. In Einkaufszentren, Cafés und Restaurants funktionierte alles reibungslos. Doch am Nachtmarkt, wo ein Großteil der Stände persönliche QR-Codes nutzt, musste er wieder auf Bargeld zurückgreifen.

Eine deutsche Touristin probierte TAGTHAi am Flughafen aus. Die Registrierung dauerte fünfzehn Minuten, das Aufladen an der KBank-Wechselstube verlief problemlos. Die ersten Zahlungen funktionierten, doch nach drei Tagen wurde die App extrem langsam. Beim Versuch, in einem kleinen Restaurant zu zahlen, brauchte das Scannen des QR-Codes mehrere Anläufe. Der Besitzer wurde ungeduldig, letztlich zahlte sie bar.

Ein australischer Backpacker testete WAIWIN auf seiner Thailand-Rundreise. Die Registrierung klappte, doch beim Aufladen stieß er auf Probleme. Der Support reagierte nicht auf seine E-Mails. Nach einer Woche gab er frustriert auf und kehrte zu Bargeldabhebungen zurück, trotz der hohen Gebühren.

Die technischen Tücken

Mehrere technische Faktoren beeinflussen die Nutzbarkeit. Moreta benötigt eine aktive Datenverbindung, damit die App QR-Scans verarbeiten und Zahlungen bestätigen kann, anders als ApplePay, das offline genutzt werden kann. In ländlichen Gebieten mit schwacher Internetverbindung kann das problematisch werden.

Die Unterscheidung zwischen Geschäfts- und Privat-QR-Codes stellt eine zentrale Hürde dar. Viele kleine Straßenverkäufer nutzen ihre persönliche Kontonummer für PromptPay, was bei den meisten Touristen-Apps nicht funktioniert. Die Entwickler arbeiten daran, auch persönliche Bankkonten zu unterstützen, doch zum jetzigen Zeitpunkt bleibt diese wichtige Funktion eine Baustelle.

Die Scan-Genauigkeit variiert. Während thailändische Banking-Apps problemlos auch verblasste oder leicht beschädigte QR-Codes lesen, kämpfen manche Touristen-Apps mit der Erkennung. Bei hellem Sonnenlicht oder ungünstigen Winkeln kann der Scan-Vorgang mehrere Versuche erfordern.

Rechtliche Rahmenbedingungen

Die thailändische Finanzaufsicht reguliert PromptPay streng. Die Bank of Thailand lizenziert alle teilnehmenden Banken und E-Wallets. Die neuen Touristen-Apps operieren in einer Grauzone: Sie sind technisch gesehen Zahlungsdienstleister, die als Vermittler zwischen ausländischen Bankkonten und dem thailändischen PromptPay-System agieren.

TAGTHAi arbeitet direkt mit der Kasikornbank zusammen und verfügt damit über eine etablierte Partnerschaft mit einem lizenzierten Institut. Moreta und WAIWIN hingegen scheinen eher als eigenständige FinTech-Lösungen zu operieren. Die regulatorische Situation bleibt unklar, was Fragen zur langfristigen Stabilität dieser Dienste aufwirft.

Für Nutzer bedeutet das: Im Falle von Problemen – etwa eingefrorenen Guthaben oder fehlgeschlagenen Transaktionen – ist die Rechtslage komplex. Während thailändische Bankkunden durch lokale Verbraucherschutzgesetze abgesichert sind, bewegen sich Nutzer ausländischer Apps in einem weniger klar definierten Terrain.

Die Zukunft der Zahlung

Thailands Regierung treibt die Digitalisierung des Zahlungsverkehrs voran. Das Land positioniert sich als führende Smart Nation in Südostasien. Die Integration mit Nachbarländern schreitet voran, neue Technologien wie Blockchain-basierte Zahlungen werden erprobt. In diesem Kontext wirkt der Ausschluss von Touristen zunehmend anachronistisch.

Die Bank of Thailand äußerte sich bisher nicht öffentlich zur Touristenfrage. Insiderberichte deuten jedoch darauf hin, dass man sich des Problems bewusst ist. Eine offizielle Lösung könnte eine Touristen-Version von PromptPay umfassen, bei der Besucher sich mit ihrem Reisepass und einer ausländischen Kreditkarte registrieren können. Ähnliche Systeme existieren bereits in China und Südkorea.

Die privaten Anbieter werden ihre Dienste weiter ausbauen. Moreta plant die Unterstützung zusätzlicher Währungen und die Integration persönlicher QR-Codes. WAIWIN arbeitet angeblich an einer Marktplatz-Funktion. TAGTHAi könnte Online-Aufladungen ermöglichen. Der Wettbewerb zwischen diesen Anbietern könnte letztlich zu besseren Lösungen führen.

Praktische Empfehlungen

Für Touristen, die heute nach Thailand reisen, lautet die Frage: Welche Option ist die beste? Die Antwort hängt vom individuellen Reisestil ab. Wer hauptsächlich in Bangkok, Phuket oder anderen großen Touristenorten unterwegs ist und vorwiegend in etablierten Geschäften einkauft, für den könnte Moreta Pay die beste Wahl sein. Die fehlenden Gebühren und das Cashback sind attraktiv, die Limitierung auf Geschäfts-QR-Codes fällt in urbanen Zentren weniger ins Gewicht.

Backpacker, die abgelegene Regionen erkunden und oft bei Straßenverkäufern einkaufen, werden weiterhin auf Bargeld angewiesen bleiben. Für sie lohnt sich die Investition in eine App kaum, da die meisten ihrer Transaktionen ohnehin nicht digital abgewickelt werden können. Eine Kreditkarte ohne Auslandsgebühren für größere Ausgaben plus Bargeld für den Alltag bleibt hier die pragmatische Lösung.

Digitale Nomaden, die längerfristig in Thailand bleiben, sollten die Eröffnung eines thailändischen Bankkontos erwägen. Trotz verschärfter Regeln ist es mit dem richtigen Visum und etwas Geduld oft noch möglich. Ein lokales Konto bietet vollen Zugang zu PromptPay ohne Einschränkungen und erspart langfristig erhebliche Gebühren.

Die ungelöste Gleichung

Die Grundfrage bleibt: Warum gibt es keine einfache, offizielle Lösung für Millionen Touristen? Thailand empfängt jährlich über 35 Millionen internationale Besucher. Der Tourismussektor macht etwa zwölf Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Die wirtschaftliche Bedeutung ist enorm.

Eine nahtlose digitale Zahlungserfahrung für Touristen würde nicht nur den Besuchern nützen. Auch kleine Händler profitieren von digitalen Transaktionen: kein Wechselgeld nötig, keine Sorge um Falschgeld, automatische Buchführung. Die Regierung hätte bessere Übersicht über Geldströme, was Steuerhinterziehung erschwert. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

Die Zurückhaltung könnte mehrere Gründe haben. Vielleicht scheut man die Komplexität der Integration ausländischer Bankensysteme. Möglicherweise gibt es Bedenken bezüglich Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung. Oder die Prioritäten liegen einfach woanders, und das Touristenzahlungsproblem steht nicht ganz oben auf der Agenda.

Die Aufklärung

Nach Monaten der Recherche, Tests und Gesprächen mit Entwicklern, Nutzern und Experten lautet das Fazit: Ja, Touristen können PromptPay nutzen – aber mit erheblichen Einschränkungen. Die verfügbaren Apps funktionieren teilweise, lösen das Problem aber nicht vollständig. Jede Lösung bringt eigene Nachteile mit sich: technische Probleme, begrenzte Akzeptanz, umständliche Aufladeprozesse oder hohe Kosten.

Die beste aller Welten – eine offizielle, zuverlässige und umfassende PromptPay-Integration für Touristen – existiert noch nicht. Die aktuellen Drittanbieter-Apps sind mutige Versuche, diese Lücke zu schließen, befinden sich aber noch in frühen Entwicklungsstadien. Wer sie nutzt, sollte sie als Ergänzung zu Bargeld und Kreditkarten betrachten, nicht als vollständigen Ersatz.

Die digitale Revolution hat Thailand erfasst, doch an der Grenze macht sie vorerst halt. Touristen bleiben größtenteils Zuschauer einer bargeldlosen Gesellschaft, in der sie selbst noch nicht vollständig mitspielen dürfen. Die Geschichte von PromptPay für Touristen ist eine Geschichte des „Fast-Aber-Noch-Nicht“. Eine Geschichte von innovativen Lösungen, die versprechen, aber nicht vollständig halten. Und eine Geschichte, die noch nicht zu Ende erzählt ist.

Anmerkung der Redaktion:

Dieser Artikel basiert auf umfangreichen Recherchen zu digitalen Zahlungssystemen in Thailand und den aktuell verfügbaren Lösungen für internationale Besucher. Die genannten Apps TAGTHAi Easy Pay, Moreta Pay und WAIWIN befinden sich in unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Nutzer sollten die aktuellen Nutzungsbedingungen, Gebührenstrukturen und Funktionsumfänge direkt bei den Anbietern prüfen, da sich diese dynamisch entwickeln können.

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3 Kommentare zu „Thailand digital bezahlen ohne Bankkonto

  1. das die thais sich abhaengig / glaesern machen ,werden sie erst peilen wenns zu spaet ist, vorher kapieren die das nicht !
    bargeld ist gelebte freiheit , BASTA!!

  2. Wer für Bequemlichkeit und Sicherheit seine Freiheit und
    Unabhängigkeit aufgibt, wird am Ende beides verlieren.
    Und, wie hat derlei der Verhaltensforscher Konrad Lorenz
    bezeichnet?
    Die „Verhausschweinung“ des Menschen……
    Na ja, das gibt zu denken…….

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