BANGKOK, THAILAND – Die Börse von Thailand (SET) steht wegen mutmaßlicher Verstrickungen in internationale Betrugsnetzwerke stark unter Druck. Neue Enthüllungen über mögliche Verbindungen zu betrügerischen Finanzzentren in Kambodscha haben Justiz und Regierung aufgeschreckt.
Ermittlungen wegen mutmaßlicher Übernahmen
Ein investigativer Bericht des Journalisten Tom Wright brachte den Fall ins Rollen: Demnach sollen Scammer aus Kambodscha Kontrolle über ein auf der SET gelistetes Finanzinstitut übernommen haben. Nach Angaben der unabhängigen Analystin Sarinee Achavanuntakul untersucht die Securities and Exchange Commission (SEC) derzeit diese Vorwürfe. Eine offizielle Stellungnahme der Behörde blieb bisher aus.
Kritiker warfen den thailändischen Aufsehern vor, zu langsam auf die Hinweise reagiert zu haben. Während andere Länder bereits Vermögenswerte eingefroren hätten, habe Thailand nur zögerlich Maßnahmen ergriffen.
Banken ziehen sich zurück
Ein Vertreter der Bank of Thailand (BOT) bestätigte privat, dass die Kasikornbank ihre Zusammenarbeit mit der B.I.C Bank (Cambodia) beendet habe. Letztere steht im Visier von US-Gesetzgebern wegen des Verdachts auf Beteiligung an Betrugsnetzwerken. Offizielle Kommentare der Kasikornbank zu ihren Aktivitäten in Kambodscha blieben bislang aus.
Regierung plant Gegenoffensive
Ekniti Nitithanprapas, stellvertretender Premier- und Finanzminister, kündigte an, ein nationales „Data Bureau“ zu gründen. Ziel sei es, Geldströme mit illegalem Ursprung besser zu überwachen. Zudem solle der Kampf gegen Betrugsnetze als „nationale Agenda“ behandelt werden.
Trotz dieser Ankündigungen zweifelten viele Beobachter an der Entschlossenheit der Regierung. Ein Kritiker verglich die Lage mit einem brennenden Haus, während die Verantwortlichen noch darüber sprächen, welche Löschfahrzeuge nötig seien.
Die BOT bekräftigte, verdächtige Transaktionen künftig schärfer zu prüfen und die Arbeit des Anti-Money Laundering Office (AMLO) zu unterstützen.
Interne Spannungen in Sicherheitsbehörden
Für weiteres Aufsehen sorgte der ehemalige stellvertretende Polizeichef Surachate Hakparn, der die Royal Thai Police scharf attackierte. „Die Polizei ist die größte kriminelle Organisation des Landes“, erklärte er und warf ihr vor, hinter vielen Callcenter- und Online-Glücksspielbanden zu stehen. Der nationale Polizeichef bestritt alle Anschuldigungen vehement.
Experten fordern bessere Datenkontrolle
Die Ökonomin Assoc Prof Nada Chunsom von der NIDA-Universität sieht strukturelle Schwächen in der Finanzaufsicht. „Den Behörden fehlen verlässliche Daten, um graue Geldflüsse zu überwachen“, sagte sie. Sie unterstütze die Idee eines zentralen Datenbüros und warnte vor Schlupflöchern, die Betrüger missbrauchen könnten, etwa durch Strohpersonen oder Cross-Shareholding-Strukturen.
Nada forderte zudem die SEC auf, ein Datensystem aufzubauen, das verdächtige Transaktionen, vor allem über lizenzierte Kryptobörsen, schneller identifizieren könne.
Vergleich mit Singapur
Als Vorbild gilt Singapur, wo die Monetary Authority of Singapore (MAS) gemeinsam mit der Infocomm Media Development Authority (IMDA) das Shared Responsibility Framework (SRF) gegen Phishing-Betrug eingeführt hat. Dieses Modell verpflichtet Banken und Telekommunikationsanbieter, Verbraucher für Schäden zu entschädigen, falls sie Sorgfaltspflichten verletzen.
Laut der Singapore Police wurden im Vorjahr Vermögenswerte im Wert von über 150 Millionen Singapur-Dollar beschlagnahmt – darunter Bankkonten, Wertpapierdepots und Bargeld eines kambodschanischen Unternehmers, Chen Zhi, und seiner Prince Group. Gegen 34 Verdächtige – 27 Singapurer und 7 Malaien – wurden Haftbefehle in Verbindung mit 438 Betrugsfällen in Kambodscha erlassen.
Die Prince Group bestreitet alle Vorwürfe, steht jedoch aufgrund des Verdachts auf Cyberkriminalität unter US- und britischen Sanktionen.
Thailands zaghafte Fortschritte
In Thailand teilen sich die SET, die BOT und die AMLO die Verantwortung bei der Aufsicht über Finanzdelikte. Jüngst beschlagnahmte die AMLO Vermögenswerte eines Regierungsabgeordneten wegen mutmaßlicher Verbindungen zu Online-Glücksspielgeschäften. Auch chinesische Verdächtige mit Bezug zu kambodschanischen Netzwerken wurden festgenommen.
Der Oppositionsabgeordnete Wiroj Lakkhanaadison kritisierte, es sei „enttäuschend, dass bisher kein einziger thailändischer Geldwäscher gefasst wurde“. Wiroj bezifferte die jährlichen Verluste durch Callcenter-Betrug und ähnliche Delikte auf 115,3 Milliarden Baht, wobei ältere Menschen rund 22 Prozent der Opfer ausmachten.
Politische Namen im Fokus
Vor dem Parlamentsausschuss für nationale Sicherheit tauchten auch prominente Namen auf. Unter ihnen der frühere Finanzstaatssekretär Sathit Limpongpan, der zeitweise den Vorsitz der B.I.C Bank (Cambodia) innehatte. Sathit bestritt jede Beteiligung: „Ich war nur in der Gründungsphase tätig und verließ die Bank, bevor sie den Betrieb aufnahm“, erklärte er.
Grenzkonflikte erschweren Ermittlungen
Neue Spannungen an der thailändisch-kambodschanischen Grenze erschweren die grenzüberschreitende Kooperation. Berichte über Minenunfälle mit verletzten thailändischen Soldaten sorgen für zusätzliche Unruhe.
Der Oppositionsabgeordnete Rangsiman Rome vermutete, Phnom Penh wolle mit „hybrider Kriegsführung“ Druck auf Bangkok ausüben, um die Ermittlungen gegen kambodschanische Betrugsnetzwerke zu behindern. „Diese Gruppen können Thailands Wirtschaft und Gesellschaft destabilisieren“, sagte er.
Rangsiman warnte, dass ausländische Geldwäscher über Strohmänner thailändische Firmen übernehmen und so nationale Sicherheitsinteressen gefährden könnten. Zwar erkenne die Gesellschaft das Problem zunehmend, doch mahnte er Premier Anutin Charnvirakul, sich nicht von kambodschanischen Taktiken beeinflussen zu lassen.
„Wir müssen die Hauptverantwortlichen in Thailand verhaften und auch gegen Minister vorgehen, die in die Betrugsnetze verwickelt sein könnten“, forderte Rangsiman.
Vertrauenskrise an der SET
Mit der geplanten Einrichtung eines nationalen Datenzentrums und den ersten Vermögensbeschlagnahmungen scheint Thailand erste Schritte gegen den systemischen Betrug zu unternehmen. Doch solange internationale Kooperation und ‑aufsicht nur zögerlich greifen, bleibt die Vertrauenskrise an der SET bestehen – und mit ihr die Sorge um die Stabilität des Finanzsektors.
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Den kleinen, in Ruhe und Frieden lebenden, Expats pisaken die Banken mit schwachsinnigen Beschränkungen und Auflagen – und die Bonzen betrügen um Milliarden – genau mein Humor.
Da scheint was wahres dran zu sein.
da kann ich nur zustimmen. Die Kleinen hängt man und die Großen lässt man laufen!