Verlassen in Thailand – Elternflucht in Pattaya

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In einem kleinen Dorf irgendwo in Thailand kämpfen drei Kinder ums Überleben. Das jüngste ist gerade sechs Jahre alt, die älteste Tochter erst 14. Ihre Mutter hat sie verlassen – ohne Abschied, ohne Unterstützung, ohne eine Nachricht. Gerüchte besagen, sie lebe nun mit einem neuen Partner in Pattaya, einer Stadt, die für Tourismus, aber auch für soziale Probleme bekannt ist. Zurück bleiben die Kinder, allein mit der Verantwortung, die eigentlich Erwachsenen zukommt.

Gesetzliche Verpflichtungen und Realität

Nach thailändischem Recht, geregelt im Civil and Commercial Code (§ 1564, § 1566), sind Eltern verpflichtet, ihre Kinder bis zum 20. Lebensjahr zu unterstützen – finanziell, emotional und durch Bereitstellung von Bildung und Gesundheitsversorgung. Doch in Fällen wie diesem bleibt die Durchsetzung dieser Gesetze oft aus. Die Mutter, die ihre Kinder zurücklässt, verstößt gegen diese Pflichten, doch die rechtlichen Hürden, sie zur Rechenschaft zu ziehen, sind hoch. Viele Familien, besonders in ländlichen Gebieten, scheuen den Gang zu Gerichten aus Angst vor Stigmatisierung oder aufgrund fehlender Ressourcen.

Kindheit, die keine ist

Die 14-Jährige, die nun die Rolle der Mutter übernimmt, kocht, wäscht und tröstet ihre Geschwister. Statt Hausaufgaben oder Freizeit organisiert sie den Alltag – eine Aufgabe, die sie weit überfordert, aber keine andere Wahl lässt. Solche Geschichten sind in Thailand keine Einzelfälle. Armut, Migration und soziale Probleme zwingen viele Kinder, früh erwachsen zu werden. Laut Berichten leben schätzungsweise 30.000 Straßenkinder in Thailand, viele davon in Städten wie Pattaya oder Bangkok, ohne elterliche Aufsicht und schutzlos gegenüber Missbrauch und Ausbeutung.

Pattaya: Eine Stadt der Gegensätze

Pattaya, wohin die Mutter angeblich gezogen ist, ist ein Symbol für die Schattenseiten des thailändischen Tourismus. Die Stadt zieht Millionen Besucher an, doch sie ist auch ein Zentrum des Sextourismus. Kinder von Migranten oder aus armen Familien sind hier besonders gefährdet. Die illegale, aber oft geduldete Sexindustrie lockt Menschen aus ländlichen Gebieten mit dem Versprechen eines besseren Lebens – oft auf Kosten ihrer Familien. Die Kinder, die zurückbleiben, haben oft keinen Kontakt mehr zu ihren Eltern und erhalten weder finanzielle noch emotionale Unterstützung.

Kinderrechte: Verpflichtungen ohne Umsetzung

Thailand hat 1992 die UN-Kinderrechtskonvention ratifiziert, die das Recht auf Bildung, Gesundheit und Schutz vor Vernachlässigung garantiert. Doch die Umsetzung bleibt lückenhaft, besonders für Kinder aus marginalisierten Gruppen. Artikel 19 der Konvention fordert Schutz vor Vernachlässigung, doch ohne ein starkes soziales Netz bleiben viele Kinder auf sich gestellt. Schulen, oft unterfinanziert, sind nicht in der Lage, solche Kinder angemessen zu unterstützen, und das Fehlen eines flächendeckenden Sozialhilfesystems verschärft die Lage.

Das schwache soziale Netz

Thailands Sozialversicherungssystem, geregelt durch den Social Security Act von 1990 und nachfolgende Gesetze, umfasst Krankenversicherung, Rentenversicherung und Arbeitslosenversicherung, aber kein umfassendes Kindergeld oder Sozialhilfeprogramme für Familien in Not. Kinder wie die 14-Jährige aus dem Beispiel erhalten keine automatische staatliche Unterstützung. Stattdessen übernehmen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) wie die Human Help Network Foundation Thailand (HHNFT) in Pattaya eine zentrale Rolle. Ihr Drop-in-Center bietet Straßenkindern einen sicheren Schlafplatz, Mahlzeiten und Zugang zu Bildung, während die Mobile Training Unit präventive Arbeit leistet, um Kinderrechte und Schutzmaßnahmen zu fördern.

NGOs als Hoffnungsträger

Organisationen wie terre des hommes und die Stiftung zum Schutz der Kinderrechte (CPCR) in Bangkok bieten konkrete Hilfe. Sie nehmen Kinder auf, die Opfer von Vernachlässigung oder Missbrauch wurden, und unterstützen sie mit Bildung, Berufsausbildung und psychologischer Betreuung. In Pattaya betreibt die HHNFT ein Learning Center, das bis zu 180 Kinder täglich betreut, mit Unterricht, Mahlzeiten und Aktivitäten. Solche Programme sind oft die einzige Chance für Kinder, aus dem Kreislauf von Armut und Vernachlässigung auszubrechen.

Gesellschaftliche und kulturelle Herausforderungen

In Thailand gilt die Familie als zentraler Wert, und Kinder haben oft die kulturelle Pflicht, zum Familieneinkommen beizutragen. Doch Armut und soziale Umwälzungen führen dazu, dass diese Werte verletzt werden. Besonders in Regionen wie Pattaya, wo Sextourismus und Migration die sozialen Strukturen belasten, sind Kinder gefährdet. Mädchen, die wie im Beispiel die Rolle der Eltern übernehmen, stehen unter enormem Druck und verlieren ihre Kindheit.

Ein Aufruf zum Handeln

Die Geschichte der 14-Jährigen ist ein Weckruf. Kinder dürfen nicht die Lückenbüßer für den Zerfall von Familien sein. Es braucht konkrete Maßnahmen:

Stärkung des Sozialsystems: Thailand benötigt ein robustes Sozialhilfesystem, das Kinder in Notlagen auffängt, ähnlich wie in westlichen Ländern – Durchsetzung von Gesetzen: Die rechtlichen Verpflichtungen der Eltern müssen konsequenter durchgesetzt werden, inklusive Unterhaltsklagen – Bildung und Prävention: Schulen und NGOs müssen gestärkt werden, um Kinder vor Vernachlässigung und Ausbeutung zu schützen – Gesellschaftliches Bewusstsein: Die Öffentlichkeit muss sensibilisiert werden, um die Stigmatisierung von betroffenen Familien zu verringern und Hilfsangebote bekannter zu machen.

Fazit

Die Geschichte der 14-Jährigen zeigt, wie dringend Thailand ein stärkeres Netz für seine Kinder braucht. Sie ist keine Ausnahme, sondern ein Beispiel für Tausende, die im Schatten der Gesellschaft kämpfen. Mitgefühl allein reicht nicht – es braucht Taten: Spenden für NGOs, politischen Druck für bessere Gesetze und ein Umdenken in der Gesellschaft. Kinder wie sie verdienen eine Chance, Kinder zu sein, anstatt die Last der Erwachsenen zu tragen.

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