Zwischen Rave und Realität – Gedanken zu Tomorrowland 2026 in Thailand

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Als ich die Nachricht las, dass Tomorrowland 2026 nach Thailand kommt, war mein erster Impuls: Wow. Dieses Festival der Superlative, das sonst Hunderttausende in Belgien in Ekstase versetzt, soll nun bei uns in Chonburi stattfinden? Für einen Moment war ich begeistert. Dann kam die Realität zurück – und mit ihr die vielen unbequemen Fragen.

Denn was auf dem Papier wie ein Geschenk für unsere Tourismuswirtschaft klingt, könnte sich in der Praxis als Belastungsprobe für Umwelt, Infrastruktur und Gesellschaft entpuppen.

Ein Festival, das alles verändert?

Tomorrowland ist kein normales Event. Es ist eine globale Marke, eine Bühne für elektronische Musik, Kunst und Gemeinschaft – ja. Aber auch eine riesige Logistikmaschine, die in Belgien Jahr für Jahr über 400.000 Besucher anzieht, 15.000 Jobs schafft – und tonnenweise Müll.

Die Verantwortlichen versprechen Großes: kulturelle Integration, wirtschaftlichen Aufschwung, Förderung der Kreativwirtschaft. Die Tourismusbehörde (TAT) träumt von Millionen-Einnahmen und globalem Renommee.

Aber ich frage mich: Sind wir vorbereitet auf das, was da kommt?

Müll, Plastik, Ressourcen – der unsichtbare Preis

Ich habe mir Berichte aus Belgien durchgelesen. 2023 wurde Tomorrowland dort mit €727.000 Euro Strafe belegt – wegen Verstößen gegen Einweg-Plastikvorgaben. Und das in einem Land mit strengem Umweltrecht. Wie soll das in Thailand funktionieren, wo Recycling oft nur an der Oberfläche passiert?

Einwegbecher, Verpackungen, Zigarettenstummel, chemische Rückstände vom Bühnenbau – all das landet schnell dort, wo es nicht hingehört: im Boden, im Wasser, im Meer.

Ich frage mich ernsthaft: Wird in Chonburi wirklich kontrolliert, gesammelt, recycelt – oder einfach nur verdrängt?

Infrastruktur am Limit?

Chonburi ist beliebt – aber auch überfordert. Schon an normalen Wochenenden platzen Strände, Straßen und Hotels aus allen Nähten. Wo sollen Hunderttausende Festivalbesucher schlafen? Wer organisiert den Verkehr, wer schützt die Anwohner vor Lärm, Müll und überhöhten Preisen?

Ich denke an die kleinen Gemeinden rund um das Festivalgelände. Sie sollen profitieren, sagen die Veranstalter. Aber ich frage mich: Wird ihnen zugehört? Oder einfach nur über sie hinweg geplant?

Nachhaltigkeit ist kein Deko-Wort

Tomorrowland wirbt mit Wörtern wie „Green“ und „Sustainability“. Aber echte Nachhaltigkeit heißt: lokale Umweltgesetze einhalten, Müll vermeiden, Energie sparen, das ökologische Gleichgewicht respektieren.

Ich hoffe, dass Thailand nicht nur Bühne ist, sondern auch Verantwortung übernimmt – etwa mit:

– Becherpfandsystemen
– Kompostierbarem Geschirr
– Zero-Waste-Konzepten
– Transparenter Berichterstattung nach dem Event

Aber Hoffnung ist nicht genug. Wir brauchen Kontrolle, Standards – und Mut zur Absage, wenn Regeln nicht eingehalten werden.

Tourismus – Chance oder Fluch?

Ich liebe Thailand. Und ich weiß, wie wichtig der Tourismus ist. Aber Tourismus um jeden Preis? Das hat uns schon oft in die Irre geführt.

Ein Festival wie Tomorrowland kann Brücken bauen, Menschen inspirieren, Kultur feiern. Aber es kann auch Spuren hinterlassen, die sich nicht mehr wegwischen lassen – in der Natur, in den Gemeinden, im Vertrauen der Menschen.

🙏 Meine Bitte an alle, die mitreden

Ich wünsche mir, dass Tomorrowland 2026 ein Erfolg wird – aber nicht nur wirtschaftlich. Ich will, dass wir zeigen können, dass Thailand nicht nur feiert, sondern auch schützt.

Dass wir Tourismus nicht als Einbahnstraße sehen – sondern als Dialog zwischen Gästen, Natur und Zukunft.

Denn irgendwann ist das letzte Lied gespielt. Und dann bleibt nur das, was wir zurückgelassen haben.

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Ein Kommentar zu „Zwischen Rave und Realität – Gedanken zu Tomorrowland 2026 in Thailand

  1. Um ehrlich zu sein, ich musste zuerst einmal googeln um rauszufinden was dieses Tomorrowland überhaupt sein soll. Ich bin auch voll und ganz bei dem Autor mit seinen Bedenken. Dazu noch, dass es schon eine sehr ausgefeilte Logistik braucht um solche Menschenmassen relativ sicher durch einen solchen Mega-Event zu bringen. Wie schnell das schief gehen und in einer Katastrophe enden kann wissen wir spätestens seit der Loveparade 2010 in Duisburg. Da hat man sich schon eine Riesenaufgabe voller Imponderabilien eingekauft. Wollen wir mal hoffen, dass das alles gut geht!

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