Streit um Heilpflanzen:
Thailand ersetzt Schulmedizin durch traditionelle Kräuter
BANGKOK — Eine revolutionäre Wende in Thailands Gesundheitswesen: Staatliche Krankenhäuser sollen künftig traditionelle Kräuter statt moderner Medikamente verschreiben. Fünf gängige Arzneimittel wurden bereits von der Liste der essenziellen Medikamente gestrichen — doch nicht alle sind begeistert.
Von der Apotheke in den Kräutergarten: Diese Medikamente sind betroffen
Das thailändische Gesundheitsministerium hat fünf gängige Medikamente von der nationalen Liste der kostenlosen Grundversorgung gestrichen. Stattdessen kommen nun pflanzliche Alternativen zum Einsatz:
- Plai (gegen Muskelkater) ersetzt schmerzlindernde Salben
- Prasah Ma Waeng (Hustenstiller) statt M. Tussis
- Kurkuma (Turmeric) gegen Blähungen anstelle von Carminative
- Alexandrinische Senna als natürliches Abführmittel
- Veldt Grape bei Hämorrhoiden statt Daflon
Laut Dr. Somlerk Jeungsmarn, Direktor der Behörde für Traditionelle Medizin (DTAM), seien diese Heilpflanzen „wissenschaftlich erprobt und wirksam“. Doch viele Patienten sind skeptisch.
Regierung will Importe reduzieren — Kritiker warnen vor Risiken
Hinter dem Vorstoß steckt eine klare politische Agenda: Gesundheitsminister Somsak Thepsutin will die Abhängigkeit von westlichen Pharmaprodukten verringern. Bis 2025 sollen staatliche Kliniken Kräutermedizin im Wert von 1 Mrd. Baht (ca. 25 Mio. Euro) verschreiben — 2026 sogar 3 Mrd. Baht.
Doch die Opposition schlägt Alarm: „Prasah Ma Waeng kann für Schwangere gefährlich sein!“, warnt Abgeordnete Kalyapat Rachitroj. Auch Ärzte sind verunsichert — einige umgehen die Vorgabe, indem sie Rezepte für Privatapotheken ausstellen.
Bonus für Kliniken
Lobbyismus-Vorwürfe gegen Behördenchef
Um die Umstellung zu beschleunigen, lockt die Regierung mit Prämien von 200.000 Baht (5.000 Euro) für Kliniken, die am schnellsten umstellen. Doch Kritiker hinterfragen die Neutralität der Entscheidung: Dr. Taweesilp Visanuyothin, ehemaliger DTAM-Chef, sitzt heute im Aufsichtsrat eines großen Kräuterhersteller-Unternehmens.
Minister beruhigt:
„Kein Zwang, nur Alternative“
Gesundheitsminister Somsak betont, dass die Schulmedizin nicht abgeschafft werde: „Unser Budget für moderne Medikamente liegt bei 70 Mrd. Baht — die Kräutermedizin ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.“
Doch ob die Patienten mitmachen? Viele fürchten, dass die Rückkehr zu alten Heilmethoden ein Rückschritt statt Fortschritt ist.