Ausländer raus, Thais dürfen bleiben?

Pattayas Doppelmoral:
Warum nur Ausländer im Visier der Polizei sind

PATTAYA, Thailand – Die jüngsten Polizeirazzien gegen ausländische Arbeiter entlang des Pattaya Beach sorgen für heftige Diskussionen. Während die Behörden beteuern, das Image der Stadt als familienfreundliches Reiseziel aufzupolieren, werfen ihnen Einheimische und Expats Heuchelei vor. Denn während illegale Ausländer rigoros verfolgt werden, bleiben thailändische Etablissements und Bars unangetastet.

Großaktionen gegen „Beach-Freelancer“ – aber nur die Ausländer müssen zittern

Am 26. Dezember führten die Pattaya Tourist Police, das Chonburi Immigration Bureau und die Sozialbehörde eine koordinierte Razzia durch. 20 ausländische Frauen – neun aus Uganda, acht aus Usbekistan, zwei aus Madagaskar und eine aus Ruanda – wurden festgenommen. Sie sollen Touristen sexuelle Dienstleistungen angeboten haben und wurden nach Paragraph 5 des thailändischen Prostitutionsgesetzes angeklagt.

Doch damit nicht genug: Am 8. Mai folgte die nächste Großaktion unter dem martialischen Namen „Soi Phee Maprao“ (Coconut Tree Sweep). Über 50 Beamte durchkämmten die Strandpromenade und nahmen 13 weitere Frauen fest, hauptsächlich aus Osteuropa und Afrika. Die Polizei präsentierte die Einsätze als Teil einer Imagekampagne – doch viele Bewohner lachen nur.

„Das ist doch nur eine Show, die sie ab und zu abziehen. Es geht nicht darum, das Problem zu lösen, sondern nur darum, die ausländischen ‚Geschäftsfrauen‘ zu vertreiben. Die thailändischen Damen dürfen weiterarbeiten wie immer“, kommentiert ein Einheimischer sarkastisch.

Walking Street bleibt unberührt – Warum nur die Kleinen bestraft werden?

Während die Polizei am Strand hart durchgreift, bleibt Pattayas berüchtigte Walking Streetnahezu unangetastet. Hier reihen sich Go-Go-Bars, Massagesalons und Nachtclubs aneinander – viele davon mit zweifelhafter Legalität. Doch statt gegen die etablierten Etablissements vorzugehen, konzentriert sich die Polizei auf einzelne Frauen, die am Strand unterwegs sind.

„Das ist pure Heuchelei. Pattaya lebt von der Prostitution, das weiß jeder. Wenn sie wirklich ein ’sauberes Image‘ wollen, müssten sie alle Bars und Bordelle schließen. Aber das würde die Wirtschaft ruinieren“, sagt ein langjähriger Expat.

Vermüllter Strand und wütende Touristen – Warum kümmert sich niemand?

Gleichzeitig wird Pattayas Strand immer schmutziger. Urlauber beschweren sich über Plastikmüll, Zigarettenkippen und Essensreste, die den Sand übersäen. Obwohl die Stadtverwaltung höhere Strafen für Umweltverschmutzung ankündigte, ändert sich nichts.

„Der Strand ist inzwischen ein kostenloses Hotel für indische Touristen geworden. Sie schlafen einfach auf dem Sand und hinterlassen ihren Müll“, klagt ein Anwohner. Andere bezeichnen Pattaya spöttisch als Königreich der Scheinheiligkeit“, wo offizielle Kampagnen nur Fassade sind.

„Schließt erst die Bars, bevor ihr die Kleinen jagt!“ – Was die Leute wirklich denken

Die wachsende Frustration zeigt: Viele haben genug von der selektiven Strafverfolgung.

„Pattaya kann nicht gleichzeitig das größte Rotlichtviertel Thailands sein und so tun, als wäre es ein Ort für Familien. Entweder man akzeptiert die Realität – oder man ändert sie konsequent. Aber diese halbherzigen Aktionen sind lächerlich, sagt ein enttäuschter Besucher.

Während einige fordern, die Stadt solle einfach zu ihrem Ruf stehen, wünschen sich andere echte Reformen. Doch solange die Tourismusindustrie von der Nachtwirtschaft profitiert, wird sich wohl wenig ändern.

Pattayas Doppelmoral ist offensichtlich. Solange nur die Schwachen bestraft werden, während die großen Player unbehelligt bleiben, wird sich das Image der Stadt nicht verbessern – Egal wie viele medienwirksame Razzien die Behörden inszenieren.

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