Bankkonto gesperrt – „Ich bin enttäuscht vom Land des Lächelns“

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Seit dem 1. Juni 2025 verschärft Thailand die Regeln für Bankkonten von Ausländern. Die Bangkok Bank hat bereits im Vorfeld begonnen, Konten zu sperren, die auf ein Touristen- oder temporäres Visum laufen. Einer der Betroffenen ist Günter, ein deutscher Rentner, der regelmäßig in Thailand lebt. Im Interview mit dem Wochenblitz schildert er seine Erfahrungen.

„Ich wollte bargeldlos in Thailand leben“

Wochenblitz: Günter, wann und warum hast du dein Konto bei der Bangkok Bank eröffnet?

Günter: Ich habe das Konto am 18. April 2024 eröffnet. Als Rentner lebe ich mindestens sechs Monate im Jahr in Thailand. Ich wollte alle bargeldlosen Zahlungsmöglichkeiten auch dort nutzen und die Vorteile eines thailändischen Kontos genießen.

Ohne Hilfe zur Kontoeröffnung

Wochenblitz: Hast du eine Agentur für die Kontoeröffnung beauftragt?

Günter: Nein, ich habe das Konto komplett selbst eröffnet. Ich brauchte dabei keine Hilfe.

Erst Absage, dann Erfolg bei der Bangkok Bank

Wochenblitz: War die Bangkok Bank deine erste Wahl?

Günter: Nein. Ursprünglich wollte ich ein Konto bei der Kasikorn Bank eröffnen. Dort wurde ich aber abgewiesen mit der Begründung, dass ich ein Langzeitvisum benötige. Eine Mitarbeiterin gab mir dann den Hinweis, dass es mit meinem dreimonatigen Visum bei der Bangkok Bank möglich sei – und dort hat es dann tatsächlich geklappt.

Versicherungspflicht beim Konto – undurchsichtig

Wochenblitz: Wie lief der Eröffnungsprozess ab?

Günter: Ganz problemlos. Es gab keine Rückfragen oder Bedenken seitens der Bank. Ich musste lediglich eine Versicherung abschließen, die 5.000 Baht gekostet hat. Das fand ich ziemlich unverschämt. Mir war völlig unklar, warum eine Versicherung für die Kontoeröffnung nötig sein soll. Ich hatte das Gefühl, dass man mich da ein bisschen abgezockt hat.

Plötzliche Sperrung ohne Vorwarnung

Wochenblitz: Wann hast du erfahren, dass dein Konto gesperrt wurde?

Günter: Am Samstag, dem 24. April 2025. Ich wollte eine Überweisung über mein Konto bei der Bangkok Bank tätigen. Dabei habe ich festgestellt, dass das nicht mehr möglich war. Ich konnte keine Überweisungen mehr durchführen.

Wochenblitz: Wurdest du vorab über die Sperrung informiert?

Günter: Nein, ich habe weder eine SMS noch eine E-Mail von der Bank erhalten. Es gab keinerlei Mitteilung über die bevorstehende Kontoschließung. Ich habe erst durch eigene Recherchen im Internet erfahren, dass alle Konten von Inhabern mit einem TR-Visum gesperrt wurden.

Eingeschränkter Zugriff – auch auf Guthaben

Wochenblitz: Was bedeutet die Sperrung konkret für dich?

Günter: Ich bin jetzt stark eingeschränkt in meiner Handlungsfähigkeit, vor allem bei Überweisungen innerhalb Thailands. Ich überweise monatlich Geld von Deutschland auf mein thailändisches Konto. Von dort aus tätige ich Zahlungen innerhalb Thailands. Das geht jetzt alles nicht mehr. Zudem habe ich noch Guthaben auf dem Konto, auf das ich aktuell keinen Zugriff habe.

Keine Handlungsoptionen aus dem Ausland

Wochenblitz: Welche Möglichkeiten hast du aktuell, zu reagieren?

Günter: Gar keine. Ich bin derzeit in Deutschland. Ich kann also weder persönlich zur Bank gehen noch ein neues Konto eröffnen. Ich bin schlichtweg blockiert.

Vertrauensverlust gegenüber Banken

Wochenblitz: Wie siehst du die thailändischen Banken nach dieser Erfahrung?

Günter: Ich habe mittlerweile kein Vertrauen mehr zu thailändischen Banken. Wer nach Thailand reist oder dort leben will, sollte sich finanziell sehr gut absichern. Ich empfinde das, was hier passiert, als Willkür.

Enttäuschung über das „Land des Lächelns“

Wochenblitz: Was macht das emotional mit dir?

Günter: Ich bin enttäuscht. Ich wollte meinen Ruhestand vorwiegend in Thailand verbringen und hätte dort viel Geld ausgegeben. Aber dieses Vorgehen gegenüber gutgläubigen Touristen und Ruheständlern ist einfach traurig. Für mich ist das „Land des Lächelns“ gerade keins mehr.

Aktueller Stand der Vorschriften

Günters Fall ist kein Einzelfall. Bereits seit April 2025 beobachten Expats, dass die Bangkok Bank verstärkt Konten sperrt, die mit einem Touristenvisum oder einem kurzfristigen Aufenthaltstitel geführt wurden. Tatsächlich existiert die entsprechende Regelung bereits seit Jahren – wurde jedoch bislang nur vereinzelt durchgesetzt. Seit dem 1. Juni 2025 hat die thailändische Regierung die Banken nun offiziell angewiesen, die bestehenden Vorschriften konsequent umzusetzen.

Nur noch Ausländer mit bestimmten Aufenthaltstiteln dürfen ein Bankkonto in Thailand führen:

– Non-Immigrant O (z. B. für Rentner oder Ehepartner thailändischer Staatsangehöriger)
– Non-Immigrant O-A (Langzeitvisum für Rentner ab 50 Jahren)
– Non-Immigrant B (Arbeitsvisum)
– Thailand Privilege Visa (vormals Elite-Visum)

Viele Banken beginnen jetzt, diese Vorgaben umzusetzen – häufig ohne Vorwarnung oder ausreichende Kommunikation.

Hinweise für Ausländer mit Konto in Thailand

– Konto nicht mit Touristenvisum eröffnen
– Langfristiges Visum (z. B. Non-Immigrant O oder Elite Visa) verwenden
– Guthaben rechtzeitig sichern
– Ausweichmöglichkeiten wie digitale Banken (Wise, Revolut) prüfen
– Reisezeiten beachten – wer sich im Ausland befindet, kann kaum reagieren

Was bleibt: Frust und offene Fragen

Der Fall Günter zeigt: Die neuen Regeln treffen viele unvorbereitet. Wer mit gutem Glauben ein Konto eröffnete, steht nun vor verschlossenen Türen – ohne Vorwarnung, ohne Ansprechpartner. Die Verantwortung für klare Regeln und faire Kommunikation liegt nun bei den Behörden und Banken. Nur so lässt sich verlorenes Vertrauen wieder aufbauen.

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