Thailand in der Krise: Börse auf Fünfjahrestief

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Bangkok – Die thailändische Börse steht unter heftigem Druck: Der Leitindex SET fiel um 2,2 % auf den niedrigsten Stand seit fünf Jahren. Ein politisches Beben erschüttert das Land – Analysten halten ein Abrutschen unter die symbolträchtige Marke von 1.000 Punkten für wahrscheinlich.

Hintergrund des Börsensturzes ist der überraschende Ausstieg der Bhumjaithai-Partei aus der Regierungskoalition. Als zweitgrößter Partner unter Premierministerin Paetongtarn Shinawatra entzieht sie der Regierung damit die parlamentarische Mehrheit – und das Vertrauen der Finanzmärkte. Ein geleaktes Telefonat zwischen Thailands Regierungschefin und dem ehemaligen kambodschanischen Premier Hun Sen offenbarte Spannungen zwischen ziviler Führung und Militär. Die Bhumjaithai-Partei sprach von einem „Vertrauensbruch“ und zog die Konsequenzen.

Politische Unsicherheit als Hauptbelastung

„Die politische Lage ist inzwischen der größte Belastungsfaktor für die thailändische Börse“, sagt Kitpon Praipaisarnkit, Vizepräsident von UOB Kay Hian Securities. Die Unsicherheit könnte die Märkte noch tiefer drücken. Seit Jahresbeginn hat der SET-Index bereits rund 23 % verloren – kein anderer wichtiger Börsenplatz der Welt schneidet aktuell schlechter ab.

Analysten skizzieren zwei mögliche Szenarien: ein Rücktritt der Premierministerin oder die Auflösung des Parlaments. Paradoxerweise wäre ein Rücktritt oder eine Neuwahl aus Sicht der Märkte das kleinere Übel – ein Weiterwursteln ohne klare Mehrheiten hält man für den gefährlichsten Fall.

„Die beste Option für die Börse ist die Auflösung des Parlaments. Am schlimmsten wäre es, wenn die Regierung im Amt bleibt, ohne handlungsfähig zu sein“, so Kitpon weiter.

Proteste vor dem Regierungsgebäude

Während Investoren Kapital abziehen, versammeln sich Demonstranten in Bangkok vor dem Regierungssitz. Sie fordern den sofortigen Rücktritt der Premierministerin. Auch außerhalb des Parlaments spitzt sich die Lage zu: Die durchgesickerte Tonaufnahme der brisanten Unterredung mit Hun Sen hat diplomatische Sorgen ausgelöst. Beobachter warnen vor einer geopolitischen Schieflage – und möglichen Interessenskonflikten auf höchster Ebene.

„Das Vertrauen in die staatliche Führung ist massiv erschüttert“, warnt Prakit Siriwattanaket, Geschäftsführer von Merchant Partners Asset Management. Er sieht ein wachsendes Risiko für eine Eskalation bis hin zu einem Militärputsch – ein Horrorszenario für Investoren.

Ausländisches Kapital flieht

Auch institutionelle Investoren ziehen sich zurück. „Das Vertrauen in thailändische Aktien ist auf einem Tiefpunkt“, erklärt Veeravat Virochpoka von FSS International Investment Advisory. „Solange sich die politische Lage nicht klärt, wird kaum jemand bereit sein, in den Markt zurückzukehren.“

Fazit: Die thailändische Börse steht am Abgrund – und mit ihr eine Regierung, deren Rückhalt im Parlament und in der Bevölkerung schwindet. Ob Neuwahlen oder Rücktritt: Die nächsten Tage werden entscheidend sein – nicht nur für den Finanzmarkt, sondern für die politische Stabilität im Königreich.


Quelle: Bangkok Post, 21. Juni 2025 – Originalartikel

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