Gesundheitsversorgung in Thailand: Zwischen Luxus und Überfüllung

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Während internationale Patienten in Nobelkliniken residieren, teilen sich Thailands Arme überfüllte Mehrbettzimmer – ein System der Kontraste.

Medizintourismus als Wachstumsmarkt

Thailand ist längst zur internationalen Drehscheibe für medizinische Dienstleistungen geworden. Vor allem Privatkliniken wie das renommierte Bumrungrad Hospital in Bangkok verzeichnen jährlich Hunderttausende Patienten. Rund ein Drittel davon stammt aus dem Ausland – unter anderem aus arabischen Ländern, Europa, Nordamerika und Australien. Sie kommen für Check-ups, Operationen oder Schönheitsbehandlungen, die hier deutlich günstiger angeboten werden als in ihren Heimatländern.

Klinik oder Hotel? Luxus trifft auf Hightech

Die Infrastruktur dieser Privatkliniken lässt kaum Wünsche offen: Marmorböden, gläserne Empfangshallen, moderne Technik und mehrsprachige Rezeptionen schaffen eine Atmosphäre, die eher an ein Fünf-Sterne-Hotel erinnert als an ein Krankenhaus. Einzelzimmer, Suiten, Wellnessbereiche und internationale Restaurants gehören vielerorts zur Standardausstattung.

Internationale Ärzte mit westlicher Ausbildung

Viele Mediziner in diesen Einrichtungen haben im Ausland studiert oder gearbeitet. Dr. Visit Thienpaitoon etwa, Internist am Bumrungrad Hospital, hat seine Ausbildung in Deutschland absolviert. „Die medizinische Ausbildung in Deutschland gehört zu den besten weltweit“, sagt er. Trotzdem seien auch die thailändischen Prüfungen anspruchsvoll. Thienpaitoon betreut regelmäßig Diplomaten und Geschäftsleute aus dem deutschsprachigen Raum.

Staatliche Krankenhäuser: Überfüllt und unterfinanziert

Auf der anderen Seite steht das öffentliche Gesundheitssystem. In vielen staatlichen Kliniken drängen sich bis zu 20 Patienten in einem Raum, häufig ohne ausreichende Privatsphäre oder moderne Ausstattung. Personalengpässe und geringe Löhne belasten Ärzte und Pflegekräfte zusätzlich. Der Kontrast zur privaten Gesundheitsversorgung könnte kaum größer sein.

Einblick aus Pattaya: Zwischen Notfall und Idealismus

Dr. Olivier Meyer, ein Anästhesist aus Genf, betreibt in Pattaya eine kleine Klinik und kennt beide Seiten des thailändischen Gesundheitswesens. Seine Patienten sind Einheimische ebenso wie Urlauber. „Die Approbationsprüfung in Thailand ist hart und erfolgt komplett in Thai – das schafft kaum ein Ausländer“, sagt Meyer, der fließend Thailändisch spricht. Viele Patienten behandelt er kostenlos. „Das hat mit dem Berufsethos zu tun, aber auch mit der buddhistischen Mentalität.“

Sozialprojekte und unbezahlte Hilfe

Privatkliniken wie das Bumrungrad engagieren sich auch sozial. Über die hauseigene Stiftung wurden mehr als 100.000 Bedürftige kostenlos medizinisch versorgt – bis hin zu Herzoperationen. Viele Ärzte helfen zusätzlich auf eigene Initiative, fernab von öffentlichen Kampagnen. Auch in staatlichen Einrichtungen setzen sich viele für Patienten ein, ohne je dafür entlohnt zu werden.

Risiken im Graubereich der Schönheitsmedizin

Trotz hoher Standards in vielen Kliniken gibt es auch in Thailand Schattenseiten. Immer wieder geraten Patienten an unseriöse Anbieter, die sich ohne medizinische Ausbildung als Schönheitschirurgen ausgeben. Wer auf Billigangebote hereinfällt, riskiert schwerwiegende Gesundheitsschäden – durch verunreinigte Materialien, falsche Techniken oder mangelnde Hygiene.

Zwischen Idealismus und Ungleichheit

Der Münchner Arzt Gerhard Melzer, der nach dem Tsunami im Vachira Phuket Hospital aushalf, steht sinnbildlich für den Einsatz vieler engagierter Mediziner. Doch auch er arbeitet in einem Krankenhaus, das fernab vom Luxus der Privatkliniken liegt. Während der private Gesundheitssektor boomt und internationale Standards erfüllt, bleibt der Zugang zu einer qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung für viele Thais ein täglicher Kampf.

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