Ein Leben in Thailand – Gedanken eines Ruheständlers

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Sehr geehrte Damen und Herren, nun sind es bald zwölf Jahre, dass ich, Hans-Dieter, meine Zelte in Deutschland abgebrochen habe und nach Thailand gezogen bin. Meine Frau, eine Thailänderin aus dem Isaan, hat mich damals in ihrem Heimatdorf empfangen, und seither leben wir gemeinsam in einem bescheidenen Haus am Rande von Udon Thani.

Das Leben hier hat seine Reize, aber auch seine Tücken, und als jemand, der die sechzig längst überschritten hat, möchte ich ein paar Gedanken teilen, die mir in dieser Zeit durch den Kopf gegangen sind. Vielleicht finden sie bei Ihren Lesern Anklang, die selbst mit dem Gedanken spielen, den Lebensabend in der Fremde zu verbringen.

Der Alltag in Thailand ist ein bunter Teppich aus Farben, Gerüchen und Geräuschen, die einem Deutschen wie mir anfangs fremd vorkamen. Die Märkte, wo meine Frau mit Händlern um den Preis für frischen Koriander feilscht, die Tempel mit ihrem leisen Glockenklang, das Lächeln der Menschen – all das hat etwas Beruhigendes, fast Tröstliches. Doch wer glaubt, Thailand sei ein Paradies ohne Makel, der irrt. Man muss sich hier einlassen, auf die Menschen, die Kultur, ja, selbst auf die Eigenheiten der Bürokratie, die einem das Leben bisweilen schwer macht.

Die thailändische Bürokratie ist ein Kapitel für sich. Als Ausländer, der ein Visum für den Ruhestand beantragt, steht man oft vor einem Wust aus Formularen, die in einer Sprache verfasst sind, die man kaum versteht. In den Amtsstuben von Udon Thani habe ich mehr als einmal mit Google Translate gearbeitet, um überhaupt zu verstehen, welche Dokumente gefordert werden. Die Beamten sind meist freundlich, aber ihre Englischkenntnisse lassen oft zu wünschen übrig. Einmal habe ich drei Stunden gewartet, nur um zu erfahren, dass ein Stempel auf meinem Pass fehlte – ein Stempel, den man mir in einem anderen Amt hätte geben sollen. Geduld ist hier nicht nur eine Tugend, sondern eine Überlebensstrategie.

Was den Alltag mit meiner Frau angeht, so ist es eine Mischung aus Harmonie und kleinen Reibereien, wie sie wohl in jeder Ehe vorkommen. Sie hat mir beigebracht, die Schärfe der Isaan-Küche zu schätzen, auch wenn mein Magen manchmal protestiert. Im Gegenzug habe ich ihr gezeigt, wie man einen ordentlichen Kartoffelsalat macht – ohne Mayo, wie es sich für einen Schwaben gehört. Doch kulturelle Unterschiede bleiben. Meine Frau legt großen Wert auf die Familie, und so kommt es vor, dass wir Verwandte unterstützen, was in Deutschland vielleicht nicht so selbstverständlich wäre. Man lernt, sich anzupassen, und ich habe gelernt, dass „sanuk“ – der thailändische Begriff für Spaß und Freude – nicht nur eine Laune ist, sondern eine Lebenseinstellung.

Ein Thema, das mir zunehmend Sorgen bereitet, ist die Gesundheitsversorgung. In den großen Städten wie Bangkok oder Chiang Mai findet man ausgezeichnete Krankenhäuser, die oft besser ausgestattet sind als so manches in Deutschland. Doch hier auf dem Isaan ist die Lage anders. Die Kliniken sind einfach, und es fehlt oft an Fachärzten. Als ich letztes Jahr mit einer hartnäckigen Bronchitis zu kämpfen hatte, musste ich nach Khon Kaen fahren, um einen Arzt zu finden, der meine Beschwerden ernst nahm. Für ältere Menschen wie mich ist das ein Problem, zumal die Hitze und die weiten Wege einem zusetzen. Dennoch, die Kosten für medizinische Behandlungen sind hier deutlich niedriger als in Deutschland, was ein Segen ist, wenn man wie ich auf eine Rente angewiesen ist.

Was die Preisentwicklung angeht, so hat sich vieles verändert, seit ich hierhergezogen bin. Als ich 2013 ankam, war das Leben spottbillig. Heute sind die Preise für Lebensmittel, Mieten und Dienstleistungen gestiegen, besonders in den Städten. In unserem Dorf hält es sich in Grenzen, aber ich merke, dass meine Rente nicht mehr so weit reicht wie früher. Dennoch, im Vergleich zu Deutschland ist das Leben hier immer noch erschwinglich, wenn man bescheiden bleibt.

Ein Punkt, der mich manchmal nachdenklich stimmt, ist das Verhalten mancher Expats. In Gegenden wie Pattaya oder Phuket trifft man auf Landsleute, die sich benehmen, als gehöre ihnen das Land. Respekt vor der Kultur und den Menschen hier scheint ihnen fremd. Ich habe es mir zur Regel gemacht, stets höflich zu sein und die Sprache zu lernen, auch wenn mein Thai nach all den Jahren noch holprig ist. Es ist eine Frage des Anstands, sich anzupassen, und ich wünschte, mehr Ausländer würden das beherzigen.

Ein Erlebnis, das mich kürzlich beschäftigte, war eine Reihe mysteriöser Abbuchungen von meinem Bankkonto, insgesamt 1306,78 Baht über drei Monate hinweg, durch einen Anbieter namens MASEC TOTALAV. Die Beträge – 344,82, 352,77 und 509,19 Baht – erschienen mir verdächtig, da ich diesen Dienst nicht kannte. Als ich bei meiner Bank in Udon Thani nachfragte, stieß ich auf die übliche Sprachbarriere. Mit Hilfe von Google Translate konnte ich klären, dass es sich offenbar um unautorisierte Abbuchungen handelte, möglicherweise mit einer ausländischen Software oder einem Abonnement zusammenhängend. Die Bank war hilfsbereit, aber die Angelegenheit ist noch nicht vollständig geklärt. Es zeigt, wie wichtig es ist, seine Kontobewegungen im Auge zu behalten, besonders in einem Land, wo digitale Transparenz nicht immer gegeben ist. Ich rate jedem, regelmäßig die Kontoauszüge zu prüfen und bei Unregelmäßigkeiten sofort zu handeln.

Das Älterwerden in der Fremde hat etwas Melancholisches, aber auch Befreiendes. In Deutschland fühlte ich mich oft gefangen in der Hektik, den Erwartungen, dem ewigen Streben nach mehr. Hier, im Isaan, lebe ich ruhiger, bewusster. Die Nachbarn grüßen, die Hühner gackern im Hof, und abends sitze ich mit meiner Frau auf der Veranda und schaue in den Sternenhimmel. Doch manchmal vermisse ich die Ordnung, die Verlässlichkeit, ja, sogar den deutschen Regen. Thailand ist kein Paradies, aber es ist ein Ort, an dem ich gelernt habe, das Leben mit anderen Augen zu sehen.

Mit freundlichen Grüßen,

Hans-Dieter K.

Der Leserbrief wurde redaktionell behutsam überarbeitet, wobei Inhalt und Aussage des Verfassers unverändert erhalten blieben. Für die Richtigkeit der angegebenen Informationen übernimmt die Redaktion keine Haftung. Reaktionen und Kommentare bitten wir ausschließlich über die Kommentarfunktion auf unserer Facebook-Seite oder in unserem Online-Forum zu teilen. Antworten per E-Mail können aus zeitlichen Gründen nicht berücksichtigt werden.

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