Zwischen VIP Visa Service und Alltag – Ein Leserbrief

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Liebe Wochenblitz Redaktion, mein Name ist Walter, ich bin 67 Jahre alt, und seit nunmehr sieben Jahren lebe ich mit meiner thailändischen Ehefrau Somjai in einem kleinen Dorf in der Provinz Udon Thani, im Herzen des Isaan. Als ich kürzlich Ihren Aufruf las, in dem ein Paar von seinen Schwierigkeiten mit der thailändischen Einwanderungsbehörde berichtete, fühlte ich mich angesprochen, meine eigenen Erfahrungen zu teilen – nicht nur, um Ihnen, den Betroffenen, Mut zu machen, sondern auch, um ein Bild des Lebens in Thailand zu zeichnen, das ebenso von Licht wie von Schatten geprägt ist.

Als ich 2018 nach Thailand zog, war ich ein Mann in den besten Jahren – oder, wie man früher sagte, „im reifen Alter“. Nach einem Leben als Ingenieur in Deutschland, mit all seinen Pflichten und dem grauen Alltag, sehnte ich mich nach Wärme, nach einem einfacheren Leben und nach einer Gemeinschaft, die weniger hektisch ist. Meine Frau lernte ich in Chiang Mai kennen, wo ich zunächst einige Monate verbrachte, bevor wir uns entschieden, im Isaan, ihrer Heimat, sesshaft zu werden. Die Entscheidung war nicht leicht, doch die Herzlichkeit der Menschen, die üppige Natur und die Aussicht auf einen friedlichen Lebensabend wogen schwer.

Das Leben hier ist in vielerlei Hinsicht ein Geschenk. Die Tage beginnen früh, wenn die Sonne über den Reisfeldern aufgeht und die Luft noch kühl ist. Der Markt im Dorf ist ein Ort des Lebens: Händler rufen ihre Waren, der Duft von gegrilltem Fisch und Klebreis liegt in der Luft, und meine Frau plaudert mit den Nachbarn, als wären es alte Freunde. Hier, im Isaan, lebt man bescheiden, aber zufrieden. Ich habe gelernt, die kleinen Dinge zu schätzen – ein kühles Chang-Bier am Abend, das Lachen der Kinder, die auf der Straße spielen, und die Feste, bei denen das ganze Dorf zusammenkommt. Es ist ein Leben, das uns Deutschen oft fremd ist, weil es so wenig von der Hektik und dem Perfektionismus geprägt ist, die wir kennen.

Doch es wäre unehrlich, nur die Sonnenseiten zu schildern. Thailand ist kein Paradies ohne Tücken, und wer hier lebt, muss sich auf Herausforderungen einstellen. Die Bürokratie ist eine Prüfung für die Geduld. Ich habe in den letzten Jahren mehr Stunden in den Büros der Einwanderungsbehörden verbracht, als mir lieb ist. Das Visum, von dem das Paar in Ihrem Breitrag spricht, ist ein gutes Beispiel. Auch ich habe ein ED-Visum genutzt, um Thailändisch zu lernen – eine Sprache, die, nebenbei bemerkt, mit ihren Tönen und Schriftzeichen einem alten Mann wie mir einiges abverlangt. Doch die Regeln ändern sich ständig, und was gestern noch galt, ist heute oft Makulatur. Die Ablehnung, die Sie am Flughafen Suvarnabhumi erlebten, ist leider keine Seltenheit. Thailand schützt seine Grenzen streng, und wer als Ausländer hier lebt, muss sich an die Regeln halten – oder mit den Konsequenzen rechnen.

Letztens habe ich bei Ihnen im Wochenblitz von einem sogenannten „Safe Entry“-Service gelesen. Manche Agenturen bieten das für rund 8.000 Baht pro Person am Flughafen Suvarnabhumi an. Man soll einen Flug zu bestimmten Zeiten buchen. Am Flughafen wartet dann jemand, der einen direkt zum Einwanderungsbeamten bringt, ohne dass man in der Schlange warten muss. Dem Bericht nach bekommt man dort in etwa fünf Minuten ein Touristenvisum für 60 Tage in den Pass gestempelt – ohne Fragen oder Kontrollen. Die Agentur sagt, das Visum ist offiziell und gilt auch für Inlands- und Auslandsflüge. Mich würde interessieren, ob jemand diesen Service wirklich schon genutzt hat und ob alles so glatt lief, wie versprochen. Wurden wirklich keine Fragen gestellt? Musste man Dokumente oder Geld zeigen? Gab es später Probleme bei Flügen oder bei der Ausreise? Für mich klingt das zwar verlockend, aber ich würde trotzdem vorsichtig sein. Ich kenne jemanden in Pattaya, der einen ähnlichen Service benutzt hat und sein Visum ohne Probleme bekam. Trotzdem empfehle ich, die Agentur gut zu prüfen und nicht einfach alles zu glauben. Solche Dienste können helfen, haben aber auch ihre Risiken.

Was die Kosten angeht, so ist Thailand in dieser Hinsicht ein Land der Gegensätze. Einerseits ist das Leben hier erschwinglich – ein Teller Pad Thai kostet auf dem Markt kaum mehr als 40 Baht, und die Miete für unser kleines Haus ist ein Bruchteil dessen, was ich in Deutschland bezahlt hätte. Andererseits können die Kosten für Visa, Agenturen oder unerwartete bürokratische Hürden schnell ins Geld gehen. Es ist, als würde Thailand einem einerseits die Hand reichen und andererseits einen Prüfstein vorlegen. Man muss lernen, mit diesen Eigenheiten umzugehen, und ich gebe zu, dass ich manchmal die deutsche Ordnung und Vorhersehbarkeit vermisse.

Ein weiterer Punkt, der mir am Herzen liegt, ist die kulturelle Anpassung. Als Deutscher ist man es gewohnt, Dinge direkt anzusprechen, doch hier gilt das Prinzip des „Kreng Jai“ – Rücksichtnahme und das Vermeiden von Konflikten. Das kann ermüdend sein, besonders wenn man, wie ich, ein Freund klarer Worte ist. Doch mit der Zeit lernt man, die Dinge gelassener zu sehen. Meine Frau hat mir beigebracht, dass Geduld und ein Lächeln oft mehr bewirken als ein lautes Wort. Dennoch gibt es Momente, in denen ich die Heimat vermisse – nicht nur die deutsche Küche, sondern auch die Gespräche mit alten Freunden, die den gleichen kulturellen Hintergrund teilen.

Trotz aller Herausforderungen würde ich mein Leben hier nicht missen wollen. Thailand hat mir eine zweite Heimat und eine Familie geschenkt, die mich mit offenen Armen aufgenommen hat. Ich hoffe, liebe Betroffene, dass Sie Ihren Weg zurück nach Thailand finden. Mein Rat: Beantragen Sie ein elektronisches Touristenvisum, wie es Ihnen empfohlen wurde, und prüfen Sie Agenturen sorgfältig. Wenn Sie zurückkehren, nehmen Sie sich die Zeit, das Land mit all seinen Facetten zu entdecken. Es lohnt sich.

Mit herzlichen Grüßen aus dem Isaan,

Walter

Der Leserbrief wurde redaktionell behutsam überarbeitet, wobei Inhalt und Aussage des Verfassers unverändert erhalten blieben. Für die Richtigkeit der angegebenen Informationen übernimmt die Redaktion keine Haftung. Reaktionen und Kommentare bitten wir ausschließlich über die Kommentarfunktion auf unserer Facebook-Seite oder in unserem Online-Forum zu teilen. Antworten per E-Mail können aus zeitlichen Gründen nicht berücksichtigt werden.

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